Es ist sehr fein, wie sie die Arie vom „Weg
ins Freie“, die Heinrich ermann im 6. Kapi-
tel mit etwas bewegter Stimme singt, als die
Melodie von Annas und Georgs Schicksal empfin-
den lassen - aber es klingt Ihnen von irgend-
No
woher ein Kontrapunkt mit, der nicht in der
Tiefe meines Werkes tönt. Und wie Sie hier
vielleicht zu sehr ins Weite und Allgemeine
wiesen, so haben sie sich dort,wo sie auf jene
„andere Hälfte der Wiener Gesellschaft“ zu
sprechen kamen, zu sehr beschränkt. Hat Sie
Elschen wirklich so sehr gefesselt, dass Ihnen
die in diesem Zusammenhang vielleicht wieh-
tigere Figur des Heinrich permann (auch des
Leo Golowsky) im Schatten eines freilich
noch immer rühmlichen Hintergrundes ver-
schwand? Oder (was mir das Plausiblere ist)
durfte der Kritiker der Neuen Freien Presse
nur von fern andeuten, wo Raoul Auernheimer
R.F.K.R.
manches starke und klare Wort gefunden hätte?
Das, was ich hierna iniedergeschrieben habe,
Auernheimer 6.6.1908.
kommt kaum in Betracht gegenüber dem warmen
Ton von Sympathie und Verstehen, auf den
Ihr Feuilleton im Ganzen gestimmt ist, aber un-
aufrichtig wäre es mir erschienen, hätte ich
Ihnen meine kleinen Bedenken verschwiegen, ehe
ich Ihnen in der wohltuenden Empfindung einem
Freund gegenüberzustehen, noch von ganzem Her¬
zen die Hand drücke.
Ihr
ins Freie“, die Heinrich ermann im 6. Kapi-
tel mit etwas bewegter Stimme singt, als die
Melodie von Annas und Georgs Schicksal empfin-
den lassen - aber es klingt Ihnen von irgend-
No
woher ein Kontrapunkt mit, der nicht in der
Tiefe meines Werkes tönt. Und wie Sie hier
vielleicht zu sehr ins Weite und Allgemeine
wiesen, so haben sie sich dort,wo sie auf jene
„andere Hälfte der Wiener Gesellschaft“ zu
sprechen kamen, zu sehr beschränkt. Hat Sie
Elschen wirklich so sehr gefesselt, dass Ihnen
die in diesem Zusammenhang vielleicht wieh-
tigere Figur des Heinrich permann (auch des
Leo Golowsky) im Schatten eines freilich
noch immer rühmlichen Hintergrundes ver-
schwand? Oder (was mir das Plausiblere ist)
durfte der Kritiker der Neuen Freien Presse
nur von fern andeuten, wo Raoul Auernheimer
R.F.K.R.
manches starke und klare Wort gefunden hätte?
Das, was ich hierna iniedergeschrieben habe,
Auernheimer 6.6.1908.
kommt kaum in Betracht gegenüber dem warmen
Ton von Sympathie und Verstehen, auf den
Ihr Feuilleton im Ganzen gestimmt ist, aber un-
aufrichtig wäre es mir erschienen, hätte ich
Ihnen meine kleinen Bedenken verschwiegen, ehe
ich Ihnen in der wohltuenden Empfindung einem
Freund gegenüberzustehen, noch von ganzem Her¬
zen die Hand drücke.
Ihr