-44-
1
7.1.1904
107
G.H.F.P.
Lieber Arthur!
Kannst Du mir die Adresse des Dr.Stefan Epstein in Paris
schreiben? Bitte sei so lieb. Mir gehts recht schlecht.
Deine Frau bestens grüssend bin ich
herzlichst Dein alter
Hermann Bahr
29.1.1904
108
Lieber Arthur!
Ich "soll" nach Ortner zwei bis drei Monate hier blei-
ben,glaube aber nicht es so lang auszuhalten. Es ist hier sehr unan-
genehm und ich überlege hin und her, ob es nicht viel gescheidter wä-
re,in Taormina oder Kaireo zu sitzen. Ich tue übrigens nichts,ohne vor-
her Ortner zu schreiben. Der "einsame Weg" kam gestern an und wurde
sogleich gelesen. Wunderbar finde ich, wie Du da von der Periperie
der Menschheit, an welcher sich die meisten Stücke sonst herumbewegen,
in die Mitte ihres geistigen Lebens kommst,nämlich unseres Geistigen
Lebens, der Sachen, um die wir uns heute allein noch kümmern können.
(Wobei ich mich an einen Satz Maeterlinoks von dem still an seinem
Tische sitzenden Greise und an manches erinnere, was in meinem Dialog
vom Tragischen gefordert wird). Allerdings hat mir gestern, beim ersten
eiligen Lesen und in meiner jetzigen geistigen Trübung, im dramatischen
Ductus etwas gefehlt, ich kann es nicht anders sagen, als dass mir die
Bewegung des Stückes einige Male abzubrechen und sich dann auf eine
mir nicht gleich verständliche Art wieder zu sammeln oder zu ersetzen
schien. Ich lese es nun aber in ein paar Tagen wieder und mit diesen
Bemerkungen ist wohl überhaupt mehr mein elender Zustand als das Stück
kritisiert.
1
7.1.1904
107
G.H.F.P.
Lieber Arthur!
Kannst Du mir die Adresse des Dr.Stefan Epstein in Paris
schreiben? Bitte sei so lieb. Mir gehts recht schlecht.
Deine Frau bestens grüssend bin ich
herzlichst Dein alter
Hermann Bahr
29.1.1904
108
Lieber Arthur!
Ich "soll" nach Ortner zwei bis drei Monate hier blei-
ben,glaube aber nicht es so lang auszuhalten. Es ist hier sehr unan-
genehm und ich überlege hin und her, ob es nicht viel gescheidter wä-
re,in Taormina oder Kaireo zu sitzen. Ich tue übrigens nichts,ohne vor-
her Ortner zu schreiben. Der "einsame Weg" kam gestern an und wurde
sogleich gelesen. Wunderbar finde ich, wie Du da von der Periperie
der Menschheit, an welcher sich die meisten Stücke sonst herumbewegen,
in die Mitte ihres geistigen Lebens kommst,nämlich unseres Geistigen
Lebens, der Sachen, um die wir uns heute allein noch kümmern können.
(Wobei ich mich an einen Satz Maeterlinoks von dem still an seinem
Tische sitzenden Greise und an manches erinnere, was in meinem Dialog
vom Tragischen gefordert wird). Allerdings hat mir gestern, beim ersten
eiligen Lesen und in meiner jetzigen geistigen Trübung, im dramatischen
Ductus etwas gefehlt, ich kann es nicht anders sagen, als dass mir die
Bewegung des Stückes einige Male abzubrechen und sich dann auf eine
mir nicht gleich verständliche Art wieder zu sammeln oder zu ersetzen
schien. Ich lese es nun aber in ein paar Tagen wieder und mit diesen
Bemerkungen ist wohl überhaupt mehr mein elender Zustand als das Stück
kritisiert.