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131
München, 5.8.1905
Einstweilen herzlichsten Dank für Deinen lieben Brief. Mit allem an-
deren magst Du recht haben, mit Besenius nicht. Für mich müsste das
Stück eigentlich Besenius heissen, da sein Thema ist: 1) Was kann ein
wirklicher Mensch heute werden? Antwort: Besenius. 2) Wie wird man
Besenius? Wenn man Heinrich ist und dies erlebt,
Herzlichst
H.
17.9.1905
32
Original
missing
Lieber Arthur!
Ich war sehr verstimmt Dich heute verfehlt zu haben – ich
bin sonst Vormittag fast immer zu Haus, nur heute musste ich ins Jubi-
läumstheater.da dieses,seines Patriotismus wegen,ausersehen ist, den
"Klub der Erlöser" zu bringen, den ich Dir nächstens schicke, er ist ei-
ne Parallele zu "Unter sich", Nun habe ich sogleich den "Ruf des Le-
bens“ gelesen. Ich danke Dir herzlichst für die Absicht, ihn mir zu
widmen, und Du machst mir eine sehr grosse Freude,wenn Du es wirklich
tust. Sein "Gesinnung" (ich find im Augenblick nur dieses dumme Wort)
hat mich sehr ergriffen und in dieser ungeheueren Angst, die er aus-
drückt und mitteilt, der Angst das Leben zu versäumen,das einzige,
das Höchste, geht er mir sehr nahe, ja ich glaube, dass Du noch nie so
tief in das Gemüt unserer Generation und ihre letzte Sehnsucht einge-
drungen bist. (An meinem "armen Narren", von dem ich nur noch kein
Exemplar für Dich frei habe, und einem kleinen Kainzbüchel, das bei
Freund kommt, wirst Du sehen, dass mir dies gerade dies und eigentlich
nur dies allein unser eigentliches problem scheint, von dem mir alle
anderen unserer Forderungen oder Fragen nur Abwandlungen der Varia-
tionen scheinen). Was nun die Ausführung betrifft, einstweilen unter
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München, 5.8.1905
Einstweilen herzlichsten Dank für Deinen lieben Brief. Mit allem an-
deren magst Du recht haben, mit Besenius nicht. Für mich müsste das
Stück eigentlich Besenius heissen, da sein Thema ist: 1) Was kann ein
wirklicher Mensch heute werden? Antwort: Besenius. 2) Wie wird man
Besenius? Wenn man Heinrich ist und dies erlebt,
Herzlichst
H.
17.9.1905
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Original
missing
Lieber Arthur!
Ich war sehr verstimmt Dich heute verfehlt zu haben – ich
bin sonst Vormittag fast immer zu Haus, nur heute musste ich ins Jubi-
läumstheater.da dieses,seines Patriotismus wegen,ausersehen ist, den
"Klub der Erlöser" zu bringen, den ich Dir nächstens schicke, er ist ei-
ne Parallele zu "Unter sich", Nun habe ich sogleich den "Ruf des Le-
bens“ gelesen. Ich danke Dir herzlichst für die Absicht, ihn mir zu
widmen, und Du machst mir eine sehr grosse Freude,wenn Du es wirklich
tust. Sein "Gesinnung" (ich find im Augenblick nur dieses dumme Wort)
hat mich sehr ergriffen und in dieser ungeheueren Angst, die er aus-
drückt und mitteilt, der Angst das Leben zu versäumen,das einzige,
das Höchste, geht er mir sehr nahe, ja ich glaube, dass Du noch nie so
tief in das Gemüt unserer Generation und ihre letzte Sehnsucht einge-
drungen bist. (An meinem "armen Narren", von dem ich nur noch kein
Exemplar für Dich frei habe, und einem kleinen Kainzbüchel, das bei
Freund kommt, wirst Du sehen, dass mir dies gerade dies und eigentlich
nur dies allein unser eigentliches problem scheint, von dem mir alle
anderen unserer Forderungen oder Fragen nur Abwandlungen der Varia-
tionen scheinen). Was nun die Ausführung betrifft, einstweilen unter