B5: Bahr, Hermann_3 Bahr an Schnitzler, Typoskript, Seite 78

1-76—
möglich, dass das "Einbildungen" sind. Es ist ebenso möglieh,dass es
wahr ist. Ich weiss gar nicht, was ich von hier aus tun soll, und weiss
auch nicht, wie ich mir, in Wien angekommen, den Eintritt im Steinhof
erzwingen könnte. Du bist "Arzt",Du wirst eher wissen,ob und wie man
helfen könnte. Willst Du Dich der Sache annehmen? Und mir dann sagen,
ob Du glaubst, dass ich was tun kann? Ich bin natürlich gern zu allem
bereit - Mordsskandel in der Oeffentlichkeit oder auch gewaltsame Ent-
führung, die ja mit Geld wohl leicht zu bewerkstelligen sein wird. Bitte
G.H.F.P
schreib bald.
Dein alter
Hermann
Grüsse an Olga und die Kinder!
23.4.1913
177
Lieber Arthur,
Herzlichsten Dank! Ich bin sehr froh, den armen Peter bald
wieder "draussen" zu wissen. Und nun noch was. Ich schrieb Dir im De-
zember, dass ich keine Lust habe, Geld für ihn herzugeben. Ich glaube
nämlich bestimmt zu wissen, dass er es nicht braucht und dass ich es
also besser verwenden kann. Solltest Du aber einmal den Eindruck haben,
dass es notwendig ist, so bitte schreib mir das, da geb ich natürlich
gleich, was ich entbehren kann. Aber bitte dies ganz unter uns,
Ich erfuhr erst jetzt, dass Du einem Comité für meinen
50.Geburtstag usw. Ich danke Dir dafür sehr.
Zur "Götterdämmerung" war ich neulich in Wien, komme wohl
zum "Tristan" wieder, aber immer knapp zur Vorstellung und nachher
in aller Früh wieder weg, denn ich bin mitten in einen neuen Stück.
Aber, wohin Du sommers auch gehrt, Du kommst doch über Salzburg und wir