B8: Beer-Hofmann, Richard 8.1 Abschrift Arthur Schnitzler an BH, Seite 4

qui nous avez
ce 2e.
Monsieur le
chez
B.-H
Wien, 6.6.1891.
Lieber Richard, ich grüsse Sie vielmals und danke Ih-
nen für Ihre liebenswürdigen Zeilen. Nächstens werden
Sie etwas schreiben müssen; das steht fest. Ich habe
die Idee angeregt, zusammen ein Buch zu edieren (was
nicht von Edi- Kafka kommt) Titel: Aus der Kaffee-
hausecke. Sammlung von Skizzen, Novelletten,Impres-
sionen, Aphorismen,- jeder hat möglichst individuell
zu sein - ausserdem würde ich einen erhöhten Wiener
Ton (jenen Ton, der nicht im Dialekt besteht) be¬
vorzugen. Ich spreche noch näher mit Ihnen drüber
Sie haben meiner Idee nach sehr viel damit zu schaf¬
fen. Interessant ist,wie einige, als Ihr Name ge-
nannt wurde, mit einer gewissen Wehmut sagten: "Ja,
wenn man von dem was kriegen könnte -
In Ihnen muss ja schliesslich die Poesie herange-
glaubt werden. Ich mache Sie auf dieses Wort ganz
besonders aufmerksam. - Die Zwischengespräche und
Zwischengeschichten der Kaffeehausecke bedürfen
besonderer Ueberlegung - ich freue mich sehr,mit
Ihnen drüber plaudern zu können.Darüber und über
anderes bitte recht sehr, desertieren Sie ehebaldigst.
Wie lang wird man Sie den, dann in Wien geniessen
können! Man sehnt sich nach Ihnen, und die meisten
grüssen Sie herzlichst. Haben Sie wirklich gar so
viel zu tun?
Schreiben Sie mir, sobald Sie wieder hier sind, d.h.
lieber früher, wenn Sie Laune haben,und sobald Sie
da, kommen Sie zu Ihrem Arthur.
(nach Brünn, Hotel Neuhauser;-vermutlich Waffenübung).