B8: Beer-Hofmann, Richard 8.1 Abschrift Arthur Schnitzler an BH, Seite 6

Juli
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B.-H.
Wien, 11.März 1892.
Lieber Richard, Kalka habe ich die letzten Tage nicht
gesehn. Das letzte Mal an unserm Vereinsabend, der
nur einen Lichtpunkt hatte: Bahrs "treue Adele" von
bahr vorgelesen. Er las entzückend. Meixner las Pa-
rabeln von Kalka und ein Gedicht (von) Liliencron
sehr schlecht vor. Polland das Kaffeehaus von
Salten, Gedichte von Loris, Korff und mir unbeschreib-
lich entsetzlich. Es ist unmöglich sich von dieser
talentlosen Brüllerei einen Begriff zu machen,wenn
man nicht dabei war.- Zum Schluss wurde getanzt.
Von mir nicht, bitte.
Blumenthal war hier, ich sprach ihn. Er will Kürzun-
gen und einige Aenderungen am Mährchen. Einiges
wird sich wohl thun lassen; ich habe mich schön da-
ran gemacht, und die schöne Fremdheit, die mich vom
Märchen bereits trennt, lässt mich die Dinge leich-
ter vollbringen. Dass Blumenthal auch den Titel
des Stücks geändert haben möchte, ist Caesarenwahn¬
sinn. Es ist ihm auch schon selbst ein neuer ein-
gefallen - erschrecken Sie nicht - "die Vergangen-
heit." Erkennen Sie ihn!? Und noch immer lässt man
die erst-und zweitgradigen frei herumlaufen, die doch
nur dazu da sind, um den dritt-und viertgradigen das
Gestern hab ich mein neues Stück begonnen. Ausser-
Leben zu vermiessen.
dem schreibe ich slowly, langsam an meiner Novelle.
Fortane (Verlag) hat mich freundlichst ersucht, den
Anatol-Cyclus - nicht einzusenden, „da sie kaum die
Zeit finden dürften, meiner Sammlung einen sorgfäl-
tigen und energischen Vertrieb angedeihen zu las-
Aus den „Aveugles“ scheint wirklich was zu werden,
sen etc. etc.
Pantamime noch Abschiedssouper
"l'Intrus".- Zu den beiden
Doch soll dazu weder
gegeben werden, sondern xxx
ein Vortrag von Bahr. Später soll ein Pantomimen u.
Lustspielabend arrangiert werden. Man kam mit dem
fait accompli zu uns, das freilich meinen Beifall
nicht hat. -