B8: Beer-Hofmann, Richard 8.1 Abschrift Arthur Schnitzler an BH, Seite 94

.... 1.
Votre très de lui faire
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Vuorikasvitu- ja wähden:
1/2/1
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-88-
Wien, 17.2.1900.
Mein lieber Richard, Paul wohnt Berlin,Hotel Saxonia,
in der Königgrätzer Strasse; sein Onkel heisst Fedor,
und ich komme nicht nach Italien. Was ich mache? -
eine Novelle schreiben, an der ich zeitweilig Freude
habe, meinem Ohrensausen zuhören und dem was es be-
deutet, - mich meistens einsam, oder besser vereinsamt,
oder noch besser - vereinsamend fühlen - Ihnen heut
eine Beatrice geschickt haben - und Sie - ohne Neid
beneiden.
Ich möchte aber auch wissen, was Sie machen, ob Sie
sich wohl fühlen, ob sich Ihre Frau erholt hat, ob Sie
was arbeiten,ob Sie Menschen kennen gelernt
haben, ob Sie schon eine Nachricht von Hugo haben.-
Seit Sie und Hugo weg sind, bin ich fast nie im Club.
Wassermann, auch Leo sind beinahe allabendlich bei
dem asthmatischen Naschauer; ich war 2mal dort und
habe bei dieser Gelegenheit einmal 21,einmal Poker
mit Herzl und den Naschauerinnen gespielt.
Ein neues Buch, von dem dempfenden Jüngling Messer
verfasst, werd ich Ihnen schicken, damit Ihnn auch in
Pegli einmal übel wird.- Der Roman von Wolff ist
sehr anständig intentionirt und ohne Geschmacklosig
keiten. Mit Vergnügen les ich die Kuh Hebbel Bio-
graphie. Den Götterliebling heb ich mir auf einen
Frühlingstag auf dem Land auf. Denken Sie, dass Ihr
Buch erst vor 2 Tagen hier in den Buchhandlungen
angekommen ist. Frau Ells Hirschfeld - um Ihnen nichts
zu verschweigen — ist schon ganz,beinah ganz gesund,
und Georg H. ist mir wieder viel sympathischer gewor-
den. Frau Fulda ist seit ein paar Tagen in Wien, resp.
Hietzing,- Schlenther hat die Bea. in im ganzen
recht vernünftiger Weise zusammengestrichen und ist
jetzt auch für Kainz Dichter, Reimers Herzog. Aber ich
bin wieder schwankend geworden.- Ueber die Beatrice
schreiben Sie mir nichts; vielleicht sagen Sie mir
noch einiges, wenn Sie wieder zurück sind.
Leben Sie wohl.Von Herzen Ihr Arthur.
(nach Pegli bei Genua)