B18: Brann, Paul (Marionettentheater) Rechte bis 2026, Seite 10

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G. A.P.
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Dr. Bach will sich meiner ganz besonders annehmen
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den Zeitungen schon einige Tage vor der Eröffnungsvorstellung Feuille-
tons veranlassen. Wenn er nur durch seine politische Einstellung über-
all dazu im Stande wäre! Er sprach auch von Polgar, mit dem er ja sehr
befreundet ist, aber ob Polgar gerade in Wien oder in Berlin istt, das
weiss man ja nie. Von Dr. Felix von Oppenheimer, der ja die ersten
Schritte für dieses Gastspiel bei Schneiderhan und im Unterrichtsmini¬
sterium getan hat, hörte ich, dass sich Auernheimer für das Gastspiel
interessiere. Da wird es wohl möglich sein, dass er die Leser der
"Freien Presse" dafür warm macht. Was aber jetzt in Wien die Zei¬
tung ist, weiss ich eigentlich nicht. 1911 machte ein einziges Feuille¬
ton von Paul Zipperer in der "Freien Presse" noch wochenlang volle
Häuser
Dr. Bach hat mir nun im Vertrauen gesagt, dass die Stadt
Wien bezw. der Präsident des Schulamtes Glöck 1 jedes Jahr dem
Deutschen Volkstheater eine Reihe von Schülervorstellungen gegen festes
Honorar abnimmt. Schon durch die viel grössere Plätzezahl und einen
gewiss auch höheren Einheitspreis ist der für daß Volkstheater aufzu¬
wendende Betrag natürlich wesentlich höher, als das, was nötig wäre
um mir am 25., 26., 29. u. 30. September, sowie am 1., 2.u.3.Oktober
je zwei Jugendvorstellungen zu S.500.— pro Vorstellung (das Theater
hat etwa 600 Plätze) fest abzukaufen.
Dr. Bach meint nun, dass sich Glöckl sehr geschmeichelt
fühlen würde, wenn Sie, lieber Freund, sich brieflich an ihn wenden und
ihn als den kulturellen Versorger der Jugend in deren Interesse und in
dem meinigen bitten würden, meine Sache in der gedachten Weise zu unter¬
stützen. Wenn ich auf diese Art die Werktags-Nachmittagsvorstellungen
alle besetzt habe, habe ich mir, — wenn auch durch schwere Arbeit, —
sse
wenigstens einmal die 500 täglich aufzubringenden Schillinge verdient
838.8
Apr 1873
und einen gewissen Teil meiner Unkosten, vorausgesetzt, dass die Kußt-
stellen nicht für die Samstag- und Sonntag-Nachmittagsvorstellungen
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der Sorge entheben. Äusser von Dr. Bach habe ich auch schon von einem
Fräulein Goedicke für die "Deutsche Kunst- und Bildungsstelle
" 1 1/2 L.I.B.I.,I.L.
eine Zusage. Bei dem Preis von S.500.— für die Schulen bezw. S.600.—
für Samstag- oder Sonntag-Nachmittagvorstellungen müsste allerdings von
L'Œlt. S20 F.
einer Lustbarkeitssteuer von Herrn Breitner abgesehen werden
oder sie darf jedenfalls mir nicht zur Last fallen.
Wenn die Schülervorstellungen nicht von der Stadt
fest übernommen würden, dann gäbe es nur eine schul- oder klassenweise
Propaganda und was dabei herauskommt, das weiss man ja: eine höchst un-
gewisse Teilnehmerzahl und ein Schnüffeln der Lehrerschaft danach, ob
irgendeine Partei dahintersteckt, gegen die man opponieren muss, indem
man künstlerische Veranstaltungen verunmöglicht, selbst wenn sie eine
edle Anregung für Geist, Gemüt und Phantasie der Jugend bedeuten. Wenn
sich der Erlass des Unterrichtsministers und das Interesse von Glöckl
der Schülerzahl von Wien entsprechend voll auswirken würde, so könnte
ich ja viel länger in Wien spielen und hätte auch noch fast den ganzen
Oktober über Zeit. Im Fall eines Erfolges der Abendvorstellungen wäre
die Generaldirektion zu einer Verlängerung sogar gnädigst bereit, aber
ich würde dann natürlich sehen, irgendeinen anderen
Saal zu bekommen, was
billige
gar nicht so schwer wäre.