B32: Fulda, Ludwig, Seite 28

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Berlin W., den 3 ten Februar 1912
Kaiser-Allee 20.
Lieber Freund!
den hier wieder beifolgender Brief mit¬
zu unterzeichnen bin ich gern breit und er¬
mächtige Sie dazu, meinen Namen mit darun¬
bezusetzen, falls Sie dies für zweckdienlich
halten. Ich werfe nur die unmaßgebliche
Frage auf, ob ein Vorzehen in corpore nicht
vielleicht noch undrucksoll wär. Etwa in
Form einer Eingabe unseres „Verbandes
deutschen Bühnenschriftsteller, dessen Mitvorsitzender
ich bin. Ich würde einen dahingehenden Beschluß
vermutlich ohne Mühe durchsetzen können
Wir hoffen übrigens, da Schönhero dem Ver¬
bande beigetreten ist, daß auch Sie sich uns an¬
schließen werden.
Es hat mir außerordentlich leid getan,
(und meine Frau gleichfalls), daß wir Sie Beide
nicht mehr sehen konnten. Ich mußte in meinen
letzten Wiener Tagen meine Kraft für zwei
Vorträge zusammenhelt, nach denen ich sofort
abrist.
herzlich grüßend an Haus zu Haus
Ihr stets ergeben.
Ludig Fulda
NB Ich nächte Ihnen noch zu bedenken geben,
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Wien, 12.1.12.
HOTEL
HOTEL BRISTOL
Liebe Freund!
WIEN
Ihre weiten Zeilen erhielt ich erst
heute und danke Ihnen dafür. Mein
Première findet am 17., die Generalprobe¬
schon Dienstag, 16 d. statt. Ich würde mich
natürlich sehr freuen, wenn Sie und Ihre
verehrte Gattin ihr beiwohnen könnten, und
habe auf alle Fälle herrn Dr. Rosenbauer
gebeten, Ihnen zwei Billets dazu zu senden
Ich war zweimal bereits hier im „weite
Land, einmal allein und ümal mit
meiner Frau, ganz entzückt von der muste
gültigen Vorstellung. Bitte, lassen Sie mich
also wissen, wenn Sie wieder hin sind, damit
wir - w. telephonisch - etwas verabreden
können.
Erst heute erfuhr ich, daß Ihre Mutter
heingegangen ist, und bitte Sie, mein und
meine Frau wärmstes Beileid zu disem
schweren Verlust entgegengenehmen.
herzlich grüßend von uns zu Ihm
Ludig Fulder
Schönst Größe an Bahne.
G.C.F.P.