B39: Herzl, Theodor_75 Arthur Schnitzler an Herzl, Abschrift, Seite 16

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(Couvert: Herrn Doctor Theodor Herz)
Baden bei Wien,Helenenstrasse 71.)
9 Salzburg, den 19. September
(1893)
Mein verehrter Freund,
ich will Sie noch, bevor ich die Freude habe,Sie in Baden zu spre-
chen, von hier aus aufs allerherzlichste grüssen. Sie errathen
bereits, dass ich hier mit Paul Goldmann zusammengetroffen bin,
und zweifeln auch gewiss nicht daran, dass es vom Augenblick meiner
Ankunft an bis heute morgen,- Tag der Abreise - ununterbrochen
geregnet hat. So konnten wir kaum aus der Stadt heraus, und haben
in Kaffechäusern und in den Strassen die letzten 2 oder 3 Jahre
durchgeplaudert. Es war sehr schön. Gestern hab ich auch, die In-
timität benützend, über Pauls Schulter weg, Ihren Brief an ihn gele-
sen - und kann nun nicht weiterschreiben weil man“) neben mir un-
unterbrochen das Intermezzo pfeift und dreinradet.
Auf baldiges Wiedersehen
Herzlich Ihr
Arthur Schnitzler.
*) Man - Paul Goldmann.
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Lieber Freund!
Ich danke Ihnen für Ihren so sehr schönen Brief, auf den ich heute
nicht antworte, weil ich heut zu dumm bin. Dies soll nur eine Em-
pfangsbestätigung und ein Gruss sein. Arthur Schnitzler hat das
Versprechen, Ihnen keinen geistreichen Brief zu schreiben,in nie-
drigster Weise gebrochen. Ich kann also erst recht nicht schreiben,
weil ich nicht abstechen mag. Glückliche Heimreise also! Geben Sie
mir einen coup de téléphone bei der Ankunft.
Herzliehst I
Paul Goldmann.