B39: Herzl, Theodor_75 Arthur Schnitzler an Herzl, Abschrift, Seite 32

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19.12.94.
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Lieber Freund,
ich hätte Ihnen auch über die Maschinenfrage schon neulich berich-
tet, wenn ich selbst sicher gewesen wäre. Von den mir zu Gebote stehen
den Schreibern kann keiner mit der Maschine umgehen und zum lernen
war keiner bereit zu finden. Es wäre mir nur ein Annoncieren in der
Zeitung übrig geblieben. Ich denke aber, dass ein guter Schreiber
dieselben Dienste thut. Jedenfalls nehme ich einen andern, als mei-
nen gewöhnlichen - da es auf die Spur leiten könnte, wenn plötzlich
am Dtsch. Th. zwei von der gleichen Hand geschriebene Mscr. ein-
langten.-
Noch eine Frage: soll ich nicht, statt einen Buchbinder wenn auch
nur auf wenige Stunden das Mscr. zu überlassen, lieber ein sehr
schönes Lederheft, d.h. ein in gutes Leder gebundenes Heft anschaf-
fen? -
Zum Capitel: sympath. Figuren.- Nicht aus theatral. Gründen hab
ich sie gewünscht, sondern eben aus Gründen der Wahrheit. Es gibt
sympathischere Figuren, selbst in den von dem Autor geschilderten
Kreisen. Und, denken Sie doch: der starke und tönende Titel des Dra-
mas, der erwarten lässt, es werde alles darin zu finden sein, das oben
da hineingehört. Nun - alles, das ist selbstverständlich dramatisch
unmöglich; aber die Beleuchtung müsste die völlig richtige sein.
Und da hab ich nun einmal den Eindruck: zu trüb. Ich sagte ja auch
schon, von ich mir noch in das St. hineingewünscht hätte; - und dass
ich nie geschrieben, man solle mir "lauter wundervolle Menschen" zei-
gen, erinnere ich mich ganz genau.- Vielleicht haben Sie den Studen-
ten hineingebracht Sie erwähnen nichts drüber.- - Das Massengrab,