B39: Herzl, Theodor_75 Arthur Schnitzler an Herzl, Abschrift, Seite 41

P.S.
-38.
130.2.91
18.2.95.
24
Lieber Freund! Das Telegramm haben Sie ja! Ich bekam von Schick einen
kurzen Brief: "Gestern ist das Stück Dr.Schnabels per unfrank. Post
bei mir eingetroffen: wegen Ueberhäufung konnte es von Blumenthal
gar nicht gelesen werden. Was soll nun geschehn?“ - Ich habe mir bei
G.C.F.P
Schick sofort den Brief Bl.'s erbeten, den Sie dann gleich erhalten,
P.
aber zu weiteren Entschliessungen brauchen wir ihn ja nicht. Keines-
falls haben Sie einen Grund verstimmt zu sein - Höchstens über einen
menschlichen Irrthum; - es ist Ihnen schon wieder einmal passirt
einen Theaterdirector für ein literarisches Individuum zu halten. Wa-
rum sag ich: literarisches - verlässliches, nein,- anständiges. - Die
Idse der Pseudonymität war offenbar nicht einmal so gut - aus ich
geglaubt habe;- und Sie wissen, sehr viel hab ich mir davon nicht ver-
sprochen. Ich finde, Sie überschätzen die Neue Presse und Sie unter-
schätzen sich. Ich begreife es wirklich nicht, dass man aus einem Na-
men, aus einer Stellung, die man sich doch durch nichts anderes erwor-
ben hat als durch den Werth seiner Leistungen, nicht wenigstens den
Vortheil ziehen sollte, sich in einer diesem Namen und dieser Stellung
entsprechenden Weise von jedermann empfangen zu lassen. Ihnen, der
nicht nur eine absolut erste Stellung als Meister des deutschen Feuil-
letons im höchsten Sinne (mit dem Heimath-Feuilleton war ich übrigens
nicht ganz einverstanden) einnimmt, sondern der auch mit einer Anzahl
von Stücken erfolgreich aufgetreten, der mit zweien sogar im ständigen
Repertoire der ersten deutschen Bühne steht - Ihnen wird kein vernünf-
tiger Mensch nachsagen, dass Sie eine eventuelle Aufführung eines neuen
Stückes Ihrer - Stellung als Correspondent der H.Fr.Pr. verdanken.
Es ist ja geradezu komisch, Ja wenn die###seudonymität nichts anderes