B43: Hofmannsthal, Hugo von_1 an HvH, Abschrift, Seite 57

A.S. an H.v.H.
83
108
fraglich vor, dass Ihre Mama sich entschliessen wird,
Ihren Papa zu Ihnen nach Paris fahren zu lassen; das
ist ganz begreiflich. Ich höre immer wieder, von Ri-
chard und von Ihrer Mama, dass Sie sich so wohl fühlen
und mit Lust arbeiten, und so freue ich mich nicht nur
auf Sie, sondern auch auf das, was Sie mitbringen wer -
den. Ich war auf meiner Reise eigentlich nur in den
Stunden ziemlich gut dran, in denen ich geschrieben
habe; das Wetter war selten schön, nur in Ragusa drei
klare Tage, aber da wars für Ragusa und für xxx
Anfang April doch zu kühl. In Abbazia hat es unun-
terbrochen gegossen; dort war ich viel mit Georg
Hirschfeld zusammen, zu dem ich neue Sympathie gefasst
habe. Elly liebe ich aber noch immer nicht. Es war
mir auffallend, wie viel ich auf meiner Reise geträumt
habe; so lebhaft und bewegt wie nie, und meine Tote
ist mir vier oder fünf Mal erschienen. Der sonder-
barste von allen Träumen war der, dass ich träumten, ich
hätte drei Träume gehabt, die mir den Tod vorhergesagt
und erzählte jemandem diese drei Träume, nach dem
83
109
A.S. an H.v.H.
Aufwachen erinnerte ich mich nur an einen davon
deutlich.- Ich bin noch immer an der langen Hovelle,
vor Ostern wird sie doch fertig, dann ditier ich sie;
fange aber gleich was neues an, entweder eine kurze
Geschichte oder dieses Sommerstück;- eigentlich hab
ich ein Gefühl von Unerschöpflichkeit wie nie zuvor,
aber es ist mehr theoretisch,- macht mich nicht be-
sonders glücklich. Ich empfinde meinen Verlust schwerer
und tiefer als je.
Leben Sie wohl und schreiben Sie mir bald ein Wort.
Von Herzen Ihr Arthur.
Ich hoffe, Sie haben meinen Brief aus Wien und auch die
Karten aus Dalmatien bekommen.
====