B43: Hofmannsthal, Hugo von_1 an HvH, Abschrift, Seite 59

Votre très-Monsieur, j'y ai-
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auch ein junges blindes Ding mit ihnen, die wahr-
scheinlich verrückt werdenwird. Gestern hab ich mit
denen allen in ihrem kleinen Garten genachtmahlt.
Die Schauspielerin hatte Nachmittag die Madonna
Dianora studiert; der kleinen Schwester hatte ein
20jähriger Verehrer "Gestern" aus Wien mitgebracht.
Ich finde den Zufall hübsch, der es macht, dass Sie
das gleich erfahren können; nichts beruhigt mehr über
die Vielheit und Verwirrtheit des Lebens, als wenn
man Fäden irgendwo zusammenlaufen sieht.-
Sonst hab ich hier noch Dr.Redlich und seine Frau
(die Königsbergerin) gesprochen; meine Mama und meine
Schwester wohnen hier, Schwägerin und Familie in
Edlach. Den Vormittag verbummle ich und verspazier ich;
nur nach Tisch arbeite ich.-Wie denken Sie den Rest
des Sommers zu verbringen?es ist sehr wahrscheinlich.
dass ich anfangs August in Ischl sein werde; sollte
man sich nicht irgendwo, in Salzburg z.B. begegnen
können?-Richard arbeitet. Als ich bei ihm war, befand
sich seine Frau nicht sehr wohl, doch scheint es
Paul Marx
Votre très obéissant avec la
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jetzt viel besser oder ganz gut zu gehen. Schreiben
Sie mir recht bald wieder, ists kein Brief, so sei es
eine Karte. Aber verlieren wir uns keineswegs, auch nicht
auf Tage, ganz aus den Augen.
Ich hoffe, Ihr Papa ist ganz gesund. Grüssen Sie ihn,
Ihre Mama, und die Familie Speyer mehr oder weniger.
Herzlichst der Ihrige. Arthur
Wiener
Benützen Sie nur meine xxx Adresse, das ist am si-
chersten. Ich habe vergessen, dass ich Sie von der Schau-
spielerin sehr herzlich grüssen soll.
fr.
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