B43: Hofmannsthal, Hugo von_1 an HvH, Abschrift, Seite 111

26.7.1928. Bl.3
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scheint; es ist wahrhaftig Dichtung für Musik und
aus Musik zugleich. Die beiden Akte sind mir jeder
für sich, einleuchtender, als in ihrem innern Zusam-
menhang; das ganze Problem hat mich sehr bewegt, und
ich denke, Sie hätten es noch tiefer erschöpft, wenn
Sie sich - ohne jeden Gedanken an und ohne Jede
Rücksicht auf Melodisierung und auf Operisierun
Ihrem dramatischen ingenium hätten hingeben dür-
fen (wie ich derartiges in Ihren einleitenden Wor-
ten schon in der N.Fr.Pr., wunderbar angedeutet fand.)
Nur mit den Liebestränken, besonders den Rosierungs-
möglichkeiten konnt ich mich nicht befreunden; irgend-
wo in mir steckt doch ein Pedant und Nationalist und
der Teufel soll mich holen, am Ende gar ein Recensent.
Nun, mein lieber Hugo, lassen Sie sich nochmals danken-
und nach allen Richtungen bestes und gutes wün-
schen. Und wer weiss, vielleicht sieht man sich sogar
wieder einmal.
tren
Ihr
Arthur
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A.S. an H.v.H. Wien,4.11.1928.
Ich danke Ihnen sehr, liebe Gerty, Wenn Hugo wieder
nach Wien kommt, so hoff ich sehr, Sie Beide zu sehen.
Für heute kann ich noch nicht viel mehr sagen. Ihre
Freundschaft tief empfindend, mit vielen Grüssen an
Sago und sie,Gerty,
Ihr
Arthur.