B43: Hofmannsthal, Hugo von_3 an Arthur Schnitzler, Abschrift, Seite 107

Tlumacz b Stanislau
minunciert.
k.u.k. 8 tes Uhlanenreginnegalizien 17 Mai
vor einer Wohhe hat mir meine Mutter geschrieben, Sie
Lieber Arthur.
hätten mit ihr gesprochen und ihr erzählt, dass im Herbst wieder ein Stück
von Ihnen aufgeführt werden wird. Das hat mich, wie es der Zufall manchmal
bringt so" historisch" berührt. Die ganze Zeit seit wir uns kennen, ist
mir als ein ganzes eingefallen, wie eine Landschaft, aber viel merkwürdiger,
als wenn man in einem Thal stünde und durch die Wände der Berge hindurch die
andern Thaler gleichzeitig sehen würde. Auch der gute Goldmann ist mir sehr
stark eingefallen und sein sonderbares schmerzliches Leben. Es ist merkwürdig
wie stark man an Vergangenes denken kann, wenn man so allein und abgeschnitten
lebt, wi ich hier. Mir ist eingefallen wie mir der Goldmann zum ersten Mal
von Nutzsche und von Bahr erzählt hat, das ganze kleine Redactionszimmer und
unsere ersten Begegnungen, und alles kommt mir so unglaublich vergangen vor,
und so nett und altmosisch wie eine Geschichte aus der Jean-Paul Zeit.
Wir haben doch in diesen paar Jahren sehr viele schöne Stunden gehabt.
Wir haben sehr oft das Leben reich und gross gesehen und waren im Stande,
viele Dinge auf einander zu beziehen, und immer hat sichs wieder verändert
das war das schönste. Auch dass wir voneinander nicht zu viel wissen und immer
jeder wie ein neuer aus seinem Leben hervortritt und wieder hineingeht, ist
Ueber meinen augenblicklichen Zustand will
sehr schön.
ich lieber nichts erzählen: die Station ist von einer teuflischen Hässlichkeit
die Menschen nicht sehr erfreulich, das Wetter fortwährend elend. Ich habe
einige Bändchen Platon mit, auch den Pindar und den unerschöpflichen ersten
Band von Goethe : die Lieder, die Elegien, und die Sprüche. Ich freue mich
im Stillen (wenn auch mit Zweifeln,7 Ihr neues Stück noch im Juni bei der Tini
Herzlichst Ihr Hugo
zu hören.