B43: Hofmannsthal, Hugo von _ Arthur Schnitzler an HvH _ Abschrift, HvH an Arthur Schnitzler, Originale (Mikrofilm 38), Seite 46

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A.S. an H.v.H.
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Wien, 23. Juni 96.
Mein lieber Hugo, ich lege Ihnen einen Zettel bei,
da steht darauf, wo ich für Briefe zu erreichen bin
und bis wann. In Wien bin ich noch bis zum
Freitag (spätestens ) (3.Juli).-
Ich wollte eben niederschreiben, dass ich mich "freu
und habe gezögert, weil die Freude nicht ganz rein
ist. Es ist, durch heftigeres Erklingen früherer
Lebensbeziehungen, in der letzten Zeit wieder man-
che Unruhe xxxx in mich gekommen, die in manchen
Stunden, besonders Abendstunden allein auf dem
Land, schmerzlich bewegt. Nun weiss ich nicht, ob
sich das da oben gänzlich beruhigen wird oder ob
nicht vielleicht noch dunklere Traurigkeit kommen
mag. Ich leide gewiss an einer gewisen (sentimen-
talen!) Ueberempfindlichkeit für gewisse Begriffe.
die Ferne, Einsamkeit, und Vergangenes. Das hängt
wohl mit meiner mangelnden Fähigkeit abzuschlies-
sen zusammen, Abzuschliessen in jedem Sinne.
Fehler meines Lebens und meiner Kunst sind daraus
zu erklären.
- Das Stück reiset natürlich mit; ist Ihnen noch
was dazu eingefallen?
- Ist das eine Ihrer Soldatengeschichten, die Sie
schreiben?-
Sie hören sehr bald von mir und lassen mich wohl
auch nicht lange ohne Nachricht. Empfehlen Sie
mich Ihren Eltern.
Seien Sie herzlich gegrüsst.
Ihr
Arthur.
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