B43: Hofmannsthal, Hugo von _ Arthur Schnitzler an HvH _ Abschrift, HvH an Arthur Schnitzler, Originale (Mikrofilm 38), Seite 49

A.S. an H.v.H.
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zweiten und in den letzten Tagen am dritten Akt
gearbeitet habe, gelungen ist; in ein paar Tagen
les ich die ganze Sache dem Paul und dem Richard
wieder vor. So wie ichs haben will, bring iche doch
wohl nie zusammen.—
Richard hat mir von Ihrer Hovelle erzählt; auch
dass er Ihnen geraten, sie drucken zu lassen. So
lange muss ich wohl warten bis ich sie zu lesen
bekomme. Wohin werden Sie sie geben? -
Meine Reise ist im ganzen sehr schön gewesen; viel-
leicht nur ist die Zeit etwas zu kurz gewesen,
um so viel in sich aufzunehmen. Auf der See hab
ich merkwürdig viel Kopfschmerzen gehabt. Von
Städten hat mir Gothenburg den stärksten Eindruck
gemacht; wahrscheinlich weil ich dort ganz allein
(auch nicht mit zufälligen Bekannten von der
Reise) herumgegangen bin und am tiefsten gespürt
habe: Wie fremd
wie fern - und dann weil ich
nur ein paar Stunden dort gewesen bin und bei
jedem Haus, jedem Menschen wusste - dich seh ich
zum letzten Mal.
- In Christiania hab ich Ibsen gesprochen, der mehr
zuhörte als redete, aber sehr liebenswürdig war;
in Kopenhagen sind wir (Richard und ich) mit Nam-
sen beim Frühstück gesessen, den wir wohl noch
sehen werden..
Bis zum 20. treffen mich Nachrichten hier, Bade-
hotel. Es möcht mich freuen, noch zwei Worte von
ihnen zu hören.
Leben Sie wohl! Mit vielen herzlichen Grüssen
Ihr
Arth. Sch.
Nach 20. (bis 25.) Berlin, aber schreiben Sie nach
Wien.
ottase