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18. Nov. 1923
münchen
P.S.
Leopoldstr. 59
Lieber Freund,
welch ein schöner, langer brief von Ihnen! Sie haben
mich sehr erfreut, in dieser sich verdüsternden Welt. Letzthin
schrieb ich an salten, Condenhove, er menezet, sogar noch
an Andere: immer zu dem gleichen Zweck. Ihnen wollte ich
die langweilige Mühe nicht machen. Vielleicht habe ich schon
zu viele bemüht, so wird am Ende garnichts draus. Es scheint
sehr schwierig. Wir bekommen nun möglichenfalls eine Aus¬
nicht von ganz unerhoffter Seite, dann würde meine Frau
schon nächste Woche hinfahren, um es anzusehen. Man muss
sich offenbar beeilen mit dem Plan, obwohl ich weit lieber in
Ruhe meine Arbeit thäte. Aber das ist es eben, Ruhe zieht
nicht mehr ein. Meine Nerven erlauben schon kaum mehr
das Eigentliche, woran das Herz hängt, zu thun, sondern nur
Nebendinge, was die Zeit grade will. Im Grunde nicht meiner
Fall. Sässe ich nur erst wieder abseits über meinem Roman!
Dabei kann ich nicht sagen, dass ich mich ausgesprochen unglücklich
fühle; aber zu sehr gespannt und nach allen Seiten in Anspruch
Die Verleger thundazu das ihre! Sie haben
mit dem meinem bin ich sehr nahe vor dem
genommen.
Profess. Ein Ausweg wäre nur noch, wenn er sich meine Bücher
wahrhaftig recht.
ouvoir
abkaufen liesse von einem jungen Verlag, der mit einem
Fuss in Österreich steht und in Kronen zahlen würde. Das
würde auch meinen anderen Plan erleichtern. — Ferner habe
ich beim Verband der Bühnenschriftsteller beantragt, dass er
das deutsche Theater vor dem Schiedsgericht verklagen möge.
Die Schauspieler dort wollen meine koncödie, als unzeitgemäss,
nicht spielen. Lauter erfrischende Dinge¬
Ich sehe, im Gegensatz zu Ihnen, nur ganz wenige Personen.
18. Nov. 1923
münchen
P.S.
Leopoldstr. 59
Lieber Freund,
welch ein schöner, langer brief von Ihnen! Sie haben
mich sehr erfreut, in dieser sich verdüsternden Welt. Letzthin
schrieb ich an salten, Condenhove, er menezet, sogar noch
an Andere: immer zu dem gleichen Zweck. Ihnen wollte ich
die langweilige Mühe nicht machen. Vielleicht habe ich schon
zu viele bemüht, so wird am Ende garnichts draus. Es scheint
sehr schwierig. Wir bekommen nun möglichenfalls eine Aus¬
nicht von ganz unerhoffter Seite, dann würde meine Frau
schon nächste Woche hinfahren, um es anzusehen. Man muss
sich offenbar beeilen mit dem Plan, obwohl ich weit lieber in
Ruhe meine Arbeit thäte. Aber das ist es eben, Ruhe zieht
nicht mehr ein. Meine Nerven erlauben schon kaum mehr
das Eigentliche, woran das Herz hängt, zu thun, sondern nur
Nebendinge, was die Zeit grade will. Im Grunde nicht meiner
Fall. Sässe ich nur erst wieder abseits über meinem Roman!
Dabei kann ich nicht sagen, dass ich mich ausgesprochen unglücklich
fühle; aber zu sehr gespannt und nach allen Seiten in Anspruch
Die Verleger thundazu das ihre! Sie haben
mit dem meinem bin ich sehr nahe vor dem
genommen.
Profess. Ein Ausweg wäre nur noch, wenn er sich meine Bücher
wahrhaftig recht.
ouvoir
abkaufen liesse von einem jungen Verlag, der mit einem
Fuss in Österreich steht und in Kronen zahlen würde. Das
würde auch meinen anderen Plan erleichtern. — Ferner habe
ich beim Verband der Bühnenschriftsteller beantragt, dass er
das deutsche Theater vor dem Schiedsgericht verklagen möge.
Die Schauspieler dort wollen meine koncödie, als unzeitgemäss,
nicht spielen. Lauter erfrischende Dinge¬
Ich sehe, im Gegensatz zu Ihnen, nur ganz wenige Personen.