B66: Mann, Heinrich, Seite 69

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17 Juli 1924
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Gasteinerhof
Bad gastein
Lieber Freund,
Sie haben recht, es war sehr schön in Salzburg. Sie
merken wohl, dass es mir bei Ihnen immer viel wärmer zu
muth wird. Ich habe sonst nicht mehr viel Mittheilungsbedürfniß.
sie aber sehe ich viel zu selten. Ich höre alles, was Sie mir sagen,
doppelt : 1) als kluge Dinge 2 als Erlebnisse eines Freundes.
So bin ich in Ihrer Nähe niemals unbevegt. Hoffentlich lässt
sich bald wieder zusammentommen! Wir sollten et vas dazu thun.
Es freut mich, wenn Ihr Sohn Keini gern mit mir
gesprochen hat. Er hat mir sehr gefallen. Ich war noch nicht
Zeuge seines Talentes, glaube aber an seinen festen Charaster
daher auch an seine zukunft. Grüssen Sie über bestens von mir
Ihr Stückt bekam ich vorgesterne und las es soeben
Ich war oft gehoben und glücklich dabei, dann
auch lang und bekommen, und immer mehr erfüllt von
Es ist einzig und ich glaube nicht einmal
zu Ende
kunst, sondern Ihre Natur selbst, wie sie vom ersten Satz an
Atmosphäre schaffen. Es beginnt märchenhaft- spielerisch
diesen Schicksalen.
wird im 2. Akt stürmisch, und endet ich 3. ganz schwer
id Spiel. Es ist als
gesamtes Leben vollkommen schön, nicht weniger schöne als Ihr
nicht ohne Erinnerung an Märchen in
G.C.H
Aber ich bin nicht bestellt, zu rühmen. Ich soll mich
schönstes, vielleicht noch schöner.
über die mache gewisser Scenen äussern. Wie komme ich dazu,
Das Schwierigste im Stück ist Aurelie
m m m
cœur. La nouvelle lʼauteur est beaucoup de
de werden Ihre Zweifel wohl liegen. Nun haben Sie das gethan
Sie verstahen das viel besser
was Ihnen gemäss ist: Sie sind dem Schweren und Seltenen nicht
Sie brauchten sich nur auf das Stimmungsvolle,
Dramatisch-Fortreissende und süss-melancholische zu beschränken,
Aber Ihnen war min einmal die
ausgerichen.
Hauptsache nicht das Erdenfest, sondern dieses himmlische Schicksal,
Alles was gleich in Ordnung.