B82a: Korrespondenz mit Max Reinhardt und dem Deutschen Theater (Kahane, R Metzl), Seite 78

verdenken, dass wir darauf drängen auch wegen
Wir aber nicht glauben wollten, dass es sich hier
neuen Stückes Klarheit zu schaffen, weil wir bereits
blos um eine diplomatische Wendung handele, blieb
mit zwei früheren Werken, die Sie uns ursprünglich
nur die Auffassung übrig, dass Sie damit einem Ver¬
zugedacht haben ("Schleier der Pierrette" und "Kas¬
tragsabschluss näher treten wollten. Im übrigen se¬
sian") eine bittere Erfahrung gemacht haben. Es
henwir wahrhaftig nicht ein, welche ungeheuerliche
liegt uns natürlich fern, die Annahme des "Medardus
Zumutung in der Kombination der beiden Verträge lie¬
von der Annahme Ihres anderen Werkes abhängig zu
gen soll: Wir sind bereit den "Medardus" wegen sei¬
machen; dagegen erklären wir unumwunden: Wir legen
ner grossen künstlerischen und dichterischen Schön¬
den grössten Wert darauf, dass Sie uns die Möglich-
heiten anzunehmen, sind uns aber vollkommen klar da¬
keit bieten mit dem "Medardus" auch Ihr neues Stück
rüber, welche Opfer an Geld, Zeit und Arbeit die
nach Lektüre zu erwerben (Sie dürfen in jedem Fall
Annahme dieses ungewöhnliches Werkes für uns bedeu¬
überzeugt sein, dass wir über die eventuelle Lektü-
tet. Ist es in diesem Zusammenhange denn so gar
re kein Wort nach aussen hin verlauten lassen).
nicht zu verstehen, dass wir auch ein anderes Stück
Wir vermögen in dieser Kombination nichts Illoyales
von Ihnen wünschen, das wir leichter und noch in die¬
gegen Sie zu erblicken, würden es aber als sehr
ser Saison spielen können und das die gesuchte Rol-
loyal von Ihnen gegen uns ansehen, wenn Sie darauf
le für Bassermann enthält? Und das uns auch nach
eingingen.
aussen hin daran gelegen sein muss nicht blos jenes
Mit den besten Grüssen und
Stück von Ihnen zu bekommen, für das wohl kaum eine
vorzüglicher Hochachtung
andere Bühne in Betracht kommt? Sie können uns nicht
Ihr
verdenken.
ergebener Arthur Kohrme