B87: Rosenthal, Moriz, Seite 5

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im Café Central Domino spielen könnten. Um Sie zu
sehe, ging ich manchmal dorthin, da ich meine Besuche bei
Ihnen nicht aufdrängen wollte, sintemal Sie mich nicht
einmal dazu aufforderten. Und hier werden Sie sich wohl
erinnern können, wie Sie, ohne vom Spiel aufzublickten,
grüßten und jedem Wort von mir erfolg auch aus
dem Wege gingen. Ja, als ich meine Stellung beim
Grafen Vilerik antrat und als ich später bei Rothe
schild spielte, für meine außeren Lebensbedingungen
von Wichtigkeit und sogar für bloße Bekannte Gegen¬
stand des Interesses, waren Sie es, als Freund, der
kein Wort darüber verlor! Angesichts aller dieser
Umstände brauche ich wohl nicht einmal zu erwähnen, dag:
Ihr Benehmen am Sonntag im Café Central nicht
mehr kühl sondern heraus fordernd war. Nach Ihren
Gründen frage ich nicht und würde ich mich für Sie
schämen, wenn ich sie in kleinlichen Eifersuchteleien
finden würde!
ihnen alles dies schreibe
m ich Ihr
Werk
schreibend
statt auf Ihr schatten einzupese? Weil ich eine
(Hochgrädige Freundschaft, wie ich Sie Ihnen entge¬
gen gebracht habe, nicht durch Heucheleien profamren
.... 1..,. 1
will. Mit dieser Freundschaft begrebe ich meine letzten Missione
vielleicht einen Theil meines besseren Oelbst. Ihnen, der
Sie die Freundschaft für ein gegenseitiges, oder vielmehr
einseitiges Bewunderungsinstitut selben wird im Bestaunen
Ihrer Vorzüge durch ein beliebiges weibliches Indivi dumm
wohl hinreichen Entschädigung geboten werden. Möge
Ihnen diese immer genügen.
Mit Achtung
Morig Rosenthal
Wien 19/2 83