B87: Rosenthal, Moriz, Seite 8

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jüdische Nation überhaupt in Unsern Erwianvern zu jedrer Monaten schweren
ogenanten Judenordnungen I Mehler wurde freigesprochen. Dr. Berger hielt sich die Bedenk¬
bestehenden Gesetze und
zeit offen.
zu vereinbaren sind, so wollen
Wir...
nicht durch
wir es d’
Wien. (Von der Klinik des Herrn Professor Albert.)
sier angeführten, über
mir mit Recht darüber erstan
Aus ärztlichen Kreisen wird uns mitgetheil
Lesern zu entscheiden, ob
kan erinnert sich der jüngsten Gerichtsverhandlung
Josef II. kein Toleranzpatent für di
waren zu lesen,
Juden erlassen
gegen einen sicheren Franz Radling, welcher in einen
aupftrammäy ein antisemitische
Eisenbahn-Coupé der
Wien, 27. Jänner 1890.
bericht rechtfertigte er sich damit,
Spektakel arrangirte. V
daß er damals sehr viel Wein getrunken. „Wenn ich nüch¬
sagte er, „bin ich ein anständiger
mensch. Nur wenn ich sehr
Correspondenzen.
viel Wein getrun=
ken habe, bin ich Antisemit."
Wien. (Die Heldenbrüder von Kirling,
An demselben Tage, an welchem diese Gerichtsverhand
Lorenz und Josef Appel.) Wie schon oft besprochen, bil-
lung stattfand, vereinigten sich die Aerzte der Klinik des
nichtsnutzige Treiben der Herren Karl Lorenz und Josef Appe
Herrn Professor Albert zu einem Commers, an welchem
in Kierling seit Langem den Gegenstand allgemeinen Aergernisses. Be-
Professoren Albert und Kundrat, sämmtliche Assistente
kanntlich waren die Genannten bereits im vorigen Jahre wegen Behel
und als Ehrengast der Banquier Moritz Pflaum, Gesel
ng der Pfleglinge des dortigen jüdischen Reconvalescentenhauses
schafter der Firma Dutschka u. Comp., dessen Ahner
gerich e angeklagt, bei welchem Anlaß sie, wie es
dem Erken
elleicht irgend gefochten, aber sicherlich nicht im Teutoburger
in der gestern verlesenen Anklageschrift heißt, „nur mit genauer Noth
Zeitlang gieng es bei diesem
de, theilgenommen. Ein
der Verurtheilung entgingen". Weder Lorenz noch Appel ließen jedoch
aber, nachdem der arische Theil
¬mers ganz anständig zu, ba
in ihren antisemitischen Manifestationen nach und am 4. August v. 2
genug getrunken hatte, wandte sich der Assisten
um 4 Uhr Früh, arrangirten sie 'in Gemeinschaft mit dem Geschäft
Gesellschaft
e negg zum Operationszögli
leiter Ferdinand Lehnhofer und dem Hausmeister Johann
(dem Sohne des bekannten Regierung
kolleaa
Kerbl abermals einen großen Exceß. Sie hatten die Nacht hindura
wenn wir nun auch einige antisemiti-
nichts dagegen haben.
gebecht und allerlei Streiche verübt. So ließen sie einen im nämlichen
Und so wurden denn in Gegenwart
sche Lieder anstimmet
Gasthause wohnhaften Marionettentheater=Inhaber aus dem Schlase
der Professoren Albert und Kundrat, ja in Gegenwart
wecken und wollten ihn zu einer Extravorstellung zwingen. Dann ver¬
des geladenen jüdischen Commercialrathes Banquier Pflau
tügte sich Appel damit, daß er die leeren Champagnerslaschen auf die
ücher der umliegenden Häuser warf und, so oft eine Flasche klirrend und des jungen Dr. Schnitzler eine ganze Reihe anti¬
zersprang, ausrief: „Ein Jud' ist hin.“ In dieser Unterhaltung wurde 1 mitischer Spott= und Schimpflieder auf die Juden, die alten
und neuen, vorgetragen. Wenn es Sie interessirt, Herr Redacteur,
er durch Lehnhofer unterbrochen, der den auf dem Wege zum Bahn¬
so wollen wir Ihnen die Texte der zum Vortrage gebrachten
hofe befindlichen Uhrmacher Süßmann Sonntag mit den Worten
frischen Gesänge zur Verfügung stellen. Und die jüdischen
apostrophirte: „Jetzt kommt ein Saujud’! Schlagt's ihn todt.“ Appel
Gäste ließen derlei Schimpf ohne Protest sich bieten. Franz
Lorenz und Kerbl eilten auch sofort herbei und bedrohten den Uhr¬
macher mit dem Niederschlagen und Erschießen, außerdem beschimpften Radling, welcher nur nüchtern ein anständiger Mensch
sie ihn auf's Groblichste. Nur mit harter Mühe entging Sonntag der ist, hat jedenfalls mehr Genossen als er selber vermuthet.