B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 146

Karlsbad, Villa Charlotte.
17.7.1902.
Lieber Herr Schnitzler,
also den fragl. Brief habe ich nicht erhalten, werde das
Theater befragen; was Ihnen Hofm. etwa gesagt hat, kann
nur auf eine flüchtige Bemerkung meinerseits zurück-
gehen vor der erneuten Lektüre und scheint missver-
ständlich, jedenfalls ist es belanglos. Dass ich gern
an die Beatrice gehe, wenn ich die Filippo-Frage gelöst
sehe, und dass ich die Inscenierung mit allen Mitteln
gut zu gestalten suchen würde, habe ich Ihnen ja bereits
geschrieben und zwar,wie ich glaubte, deutlich genug;
ich kann es also hier nur wiederholen. Leider aber
sehe ich aber auch nach Ihrer ausführlichen Aeusserung
zu der Frage des Filippo nicht rosiger (und von allen
Darstellern halte ich den Rittner für den ungeeignet-
sten);vor allem aber wäre ich ausser Stande, Ihrem Wun-
sche zu entsprechen, und Sie vor den Materlinck zu stel-
len. Ich sehe auch beim schärfsten Zusehen nicht, wie
Vuoden eenigereiset.
D8.
17.7.02.
dieser auf Sie drücken soll, beide Stücke sind in der
Fabel wie in der Behandlungsart und Composition so völ-
lig verschieden, dass ich Ihre Bedenken weder verstehe
noch irgendwie teile. Sollten Sie dennoch auf ihnen be-
stehen, so können wir leider nicht zusammenkommen, und
Sie verzeihen dem Kurgast, wenn er deshalb auf die Erör-
terung der weiteren Fragen nicht eingeht,bevor Sie sich
über diese „Monna"-Frage nochmals äusserten.
Es geht mir, wie Sie richtig ahnen, jetzt ganz
gut, nur ein bischen angegriffen bin ich von dem heis-
sen Gesöff. Die Angelegenheit, von der Sie ein zipfel-
chen in Budapest sahen, nimmt einen guten Verlauf und
ich hoffe in nicht zu ferner Zeit Ihnen, lieber Freund,
Näheres davon erzählen zu können.
Herzlich grüssend
O.B.