B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 164

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26.7.03.
Ergänzung eines nicht ganz ausgewachsenen Schnitzler-
Agend etwa brauchte. Ist nun diese Frage durch das Vor-
schreiten Ihrer neuen Arbeit gelöst (wie es scheint)
so sehe ich keinen Grund, mit dem „P." hinter dem Berge
zu halten. (Man kann ja wenn Sie es wünschen gleichzei-
tig publicieren, dass Sie eben an ein abendfüllendes
Werk die mit Recht so beliebte letzte Hand legen).
Ich hätte nämlich jetzt eine sehr passende Gelegenheit
das Stücklein zu dem Rodenbach zu geben (Le mirage:
wissen Sie immer noch keinen deutschen Titel?), zu dem
es als lever de rideau sehr gut stimmen könnte. Die
Premiere ist zu Mitte September geplant. In diesem
Falle wäre Bassermann ohne Concurrenz,da S - - -
der so nst auch m.E. stark in Betracht käme - die Haubt -
rolle bei R. spielt. Die Frau die Lehmann, haben Sie
Wünsche über den Mann? (Ich habe mein Exemplar ver-
legt oder verloren, vielleicht können Sie mir ein neues
stiften). Mir wäre es recht lieb, wenn Sie mit diesem
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Vorschlag einverstanden wären, ich habe eine andere
3/4-Verabredung,die ich für diesen Abendhatte, lösen
können und sähe nun am liebsten den „Puppenspieler
an der freigewordenen Stelle. Ich bin seit Montag
hier, an einem sehr stillen Ort, vier Stunden von der
Eisenbahn, mit unglaublich schönen Wäldern und einer
so milden Luft, wie ich sie noch nirgend fand. Heute
haben wir 12 Grad, und ich schreibe bei offenen Fen-
stern. Mit Eifer und Freude besuche ich das Luftbad
2 mal täglich und lasse mir die Sonne, wenn sie grade
Sprechstunde hat, auf den Bauch scheinen. Meinen Bruder
habe ich verdickt und verschönt, bei gutem Humor vorge-
funden; er grüsste Sie mit mir herzlich.
O.B.
Gegen Löwe bin ich auf alle Fälle. Wozu? Oder, wenn
Ihnen das zu jüdisch ist; cui bono?