B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 170

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29.9.03.
ich als teater possidens des alleinigen Wiener Auffüh-
rungsrechtes ruhig sein könnte - trau der Deubel den ver-
einigten Herren Weisse und Wagner!
Das schöne Herbstwetter, das ich mit getheilter Freude
geniesse,wird Ihnen die Reize der Spöttelgasse nun
ganz offenbaren; thut Ihnen aber das Herz nicht weh,
jetzt so weit ab vom Schlenther zu wohnen?
Viele Grüsse
Ihres
O.B.
Berlin, 8.11.1903.
Lieber Herr Schnitzler,
nachdem ich Ihr Stück gelesen hatte, empfand ich ein
starkes Verlangen, es zum zweiten Mal zu lesen, einzelne
Scenen las ich auch zum dritten Mal - und nun glaube ich,
das richtige Verständnis und die rüchtige Schätzung
für das Ganze erst gewonnen zu haben, das mir dichterisch
werthvoll und neuartig erscheint, ohne das s ich von sei-
ner Wirkung, ja von seiner Verständlichkeit für die Büh-
ne ganz überzeugt wäre. Nun das werden wir ja ausprobie-
ren; und wir werden auch mündlich, voraussichtlich bald,
vielerlei darüber oder können: ich denke unter dem Vor-
wande des neuen Fulda nach Wien zu kommen. Für heute nur
so viel, dass mir der ganze Fall Johanna allzu knapp
entwickelt scheint - wenn man da überhaupt von „ent-
wickeln“ reden kann; als Leser kann ich mir so ziemlich
zusammensuchen,was in xxx vorgeht - aber der Zuschauer,
wird vor einem völligen Rätsel stehen, fürchte ich. Ich
kann mir denken, dass Sie zu viel aus den früheren