B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 173

147 Berlin,6.Jänner 1904.
Herrn Dr.Arthur Schnitzler
Wien XVIII.
Spöttelgasse 7.
Sehr geehrter Herr Doktor!
Beigehend übersenden wir Ihnen den Gegen-
vertrag über „Der einsame Weg“. Gleichzeitig teilen wir
Ihnen ergebenst mit, dass wir von der nächsten Spielzeit
ab für das Tessing-Theater auch auf Liebelei und Literatur
reflektieren und ersucht Sie Herr Dr.Brahm freundlichst,
sich damit einverstanden zu erklären, dass der Vertrag über
Liebelei in allen seinen Teilen auch für das Lessing-Thea-
ter (Direktion Brahm) in Gültigkeit bleibt und dem Les-
sing-Theater auch das alleinige Aufführungsrecht von Lite-
ratur gegen 2g Tantieme gewahrt bleibt.
Hochachtungsvoll
Deutsches Theater zu Berlin
i.A.Ad.Mewes, Secr.
N:o 11
Berlin, 12. Jänner 1904.
Herrn Dr. Arthur Schnitzler
Wien XVIII.Spöttelgasse 7.
Sehr geehrter Herr Doktor!
Die Mitteilung über die Tantième für „Liebe-
lei" und „Literatur“ kann nur auf ein Versehen beruhen.
Ich bin gern bereit, Ihnen für die beiden Stücke zusammen
10% zu bewilligen, verlange auch nicht das ausschliessliche
Aufführungsrecht für das lessingtheater. Der Grund, weshalb
ich den Schauspielern den „einsamen Weg“ noch nicht zum
Lesen gegeben habe, liegt in den unliebsamen Erfahrungen,
die ich in solchen Fällen nicht blos bei der Presse, son-
dern auch bei unsern Mitgliedern gemacht habe, die in sol-
chen Fällen nur zu leicht ihre Vorliebe für bestimmte Rol-
len geltend zu machen versuchen. So hat auch diesmal so-
gar schon Fräulein Triesch, die das Stück gelesen hat, eine
andere Rolle als die ihr zugeteilte zu spielen gewünscht.