B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 190

Marienbad, 4.8.1905.
Lieber Freund!
Ich bin nämlich nicht ganz wohl und bediene mich meines
Sie bestens grüssenden Bruders (thus ich auch), um Ihnen
das Nötigste zu sagen. Der vorgeschlagene Titel wäre sehr
fein,wenn er nicht so kompliziert auszusprechen wäre
und in der That den witzelnden Populus provozieren müss-
te.- Die Petersburger gedulden sich wohl noch ein wenig,
bis Sie mit dem andenn Stück an den so nah gerückten
Schluss gelangt sind und wir die Vertheilung der Güter
zwischen hüben und drüben überschauen können. Ueber die
Möglichkeiten einer Volkstheater-Aufführung der „Comö-
die" vermag ich mir kein Urtheil zu bilden.
Es ist mir in der Höhe von Villars auf die Dauer nicht
recht gut ergangen, und ich bin gestern etwas marode hie-
hergekommen, wo ich mich in den letzten 2-3 Ferienwochen
bald zu erholen gedenke. Ich wohne Friedrich Wilhelm Stif-
tung.- Herzliche Grüsse Ihr
O.B.
Helgoland, 20.8.1905.
Villa Olga.
Lieber Freund, entschuldigen Sie, wenn ich diese Zeit über
ein schlechter Correspondent war. Ich lebte mit meinem
Körper in Unfrieden, Marienbad konnte den Streit nicht
schlichten, so brach ich, antiärztlich, nach Helgeland aus,
wo ich denn auch, verzeihen Sie das Wort,genas.
Gestern ging mir ein Brief Sudermanns zu, den die schlam-
pichte Mbader Post mit dem Vermerk: abgereist wohin un-
bekannt, versehen hatte. Hoffentlich ist Ihnen dergleichen
nicht passiert?
„Caecilie Adams“ ist, falls sich kein sachlicher Titel
findet, der Ihnen gentigt, jedenfalls einwandsfrei,wie al-
le Namentitel. Dass Sie sich bemühen, die Dame ungescheidter
zu machen, ist gewiss gut; Rittner-Albertus leuchtet mir
zunächst nicht sehr ein, ich will es aber s.Zt. nochmals
nachppüfen; Eberty ist durch Klars männliches Gebahren
für mehrere Monate dienstuntauglich, ich glaube, man wird
in die Pauly beissen müssen.- Meine Aeusserung „vom 27.
Juni“ hatte ich natürlich nicht verg ssen, danke aber