B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 336

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Wien, 21.2.98.
Lieber Herr Doktor,
seit acht Tagen bin ich wieder in Wien; dass wir nichts
von einander gewusst haben, ist schade; ich wäre gerade-
so gern nach München gegangen,wie nach Salzburg - man
sollte sich doch immer gegenseitig kurze Bulletins
schicken.- Mein Telegr. haben Sie bekommen, wie ich aus
Ihrem Brief ersehe- und ich Ihren Brief, wie Sie aus
diesem Brief ersehen werden. Was die Verschiebung des
Vermächtnisses auf die nächste Saison anbelangt, so
halte ich diesen meinen ergebenen Wunsch aufrecht,-
selbst für den Fall dass die Reisenhofer weniger ziehen
sollte - denn es wird jedenfalls zu spät - und zwei-
tens, wie ich mir auch bereits zu telegraphieren erlaub-
te, möchte ich wenn irgend möglich die Premiere hier
und bei Ihnen annähernd zu gleicher Zeit haben.-
Noch etwas wichtiges: ist die Lehmann in der nächsten
Saison sicher noch bei Ihnen? Das wäre mir natürlich
von unschätzbarem Werth. Von der Schneider als Toni
N:o 11.
(21.2.98).
kann absolut keine Rede sein; wie ich bereits von Saltb.
aus schrieb. -
Vorläufig habe ich die Szene Ferdinand Ferdinand Emma
geändert, sie aber seitdem noch nicht angeschaut,besser
als früher wird sie wohl sein; mit der Betty ist mir
noch nichts geglückt; Ihr Bedenken gegen diese Figur
höchst gegründet.
Herr Tessing hat einige Fragen an mich gerichtet,
schlecht abgeschriebene Stellen betreffend, die ich
heute nicht beantworten kann, da mir die betreffende
Mscrpt. nicht zur Hand sind. Ich glaube, Act 2 ist die
Stelle gemeint: „Blick zur Decke“. - In der Einführung
von Hugo bin ich mit Herrn Lessings Anordnung einver-
standen; am besten wird Hugo auf einem Pferdekotzen
hereingetragen.-
Ich schreibe wieder allerlei; vielleicht auch was, das
nicht nur den „Menschen" sondern auch den Direktor in-