B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 357

Votre très •
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Wien, 1.9.1902.
(16.2.02.)
Lieber Herr Brahm, Ihr letztes Freundliches enthält
die Garlan). Des weitern wälze ich das moderne Saktige
meist unwidersprechliches - nur muss ich wiederholen?
Grau- und Schauspiel und ein recht phantastisches nicht
Ein Gelingen der M.V. beweist nahezu nichts für die
modernes 3 oder 5 aktiges und auch - ich kann mir nicht
grösseren Chancen der Beatrice - Im übrigen hoff ich
helfen - auch Einakter fallen mir ein. Kurz, alles fällt
Sie wirklich in den Oktobertagen zu sehen,-sind Sie
mir ein,- nur nicht „das“ Lustspiel. Ich möcht ja so
des 10. für die M.V. schon ziemlich sicher? Da könnt
gerne. Einen Titel hätt ich: „Es belustige sich die
ich mir mancherlei eintheilen. Am Ende bring ich Ihnen
Lust". - Oder finden Sie das am Ende geschmacklos? Ich
schon das neue - soweit es eben fertig oder besser ge
hoffe nicht.
sagt, definitiv dal iegt. Ich gehe morgen auf eine klei-
Was werden Sie als nächste Novität geben?
ne Reise, höchstens 8 Tage, und habe in der Radtasche
Grüssen Sie Hirschfeld, ich sende ihm ein Augurenlächeln.
den angefangenen 4.Akt mit - was natürlich noch lange
Herzlichst Ihr
nicht heisst, dass die drei ersten feststehn. Im übri-
gen bin ich sehr dabei, mit dem Herzen sehr und beinah
noch mehr (was Ihnen wahrscheinlich nicht recht ist)
mit dem Verstande, und rede mir manches von der Seele...
insbesondere viel gegen mich. Ich verurtheile mich ge-
wissermassen zum Tode - um mich ausserhalb des Stücks
um so sichrer begnadigen zu können. Ein Titel wird ge-