B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 16

(6.8.06)
hysterisch. Von Jbsen hat sie zur Zeit da sie ihn ken-
nen gelernt hat, überhaupt nichts gekannt. Wenn er sie
küsste, so grauste ihr. Ausser xxx (den sie nicht lieb -
te) hat sie nur einen geliebt - einen 62 jährigen Mann,
mit dem sie verlobt war. Dass aus der Sache nichts
wurde, war eine „romantische Geschichte“, wie sie zu
Baandes sagte. Ein Arzt schickte den Bräutigam nämlich
nach Mazigo, weil er eine Krankheit hätte, die ihm das
Heiraten unmöglich machte.. „Das nannte sie eine roman¬
tische Geschichte.. Nun sagen Sie, ist das nicht lächer
lich...?“ Im ganzen scheint sie eine ahnungslose tra¬
gikomische Figur zu sein.-
Das (A + B) te Stück hab ich in der ersten Niederschrift
hier abgeschlossen; den 4. u. 5. Akt recht flüchtig.
Nun soll es liegen bleiben, bis irgend eine Trompete
ich mir den eignen, was
tönt. (Im allgemeinen
ein abgeschmackter Vergleich ist.) - Da nun Reiseunruhen
bevorstehen, Wandern von Landschaft zu Landschafts, von
(E.8.06.)
Hotel zu Hotel,usage ich mich nicht an das Weiterführen
Romans.
des Kanens, woran ich anfangs dachte. Immerhin, da mir,
nach Arbeiten, Arbeitslosigkeit der widerwärtigste von
allen Zuständen bedeutet, spiele ich mit angefangenen
Novelletten u. dergl.-
Seit einigen Wochen ist schon Frau Fulda da, über die
nichts besonderes zu berichten ist. Doch thäte man ihr
Unrecht, wenn man sie eine Vollnatur nennte.-
Nun leben Sie wohl und schreiben mir, wenn Sie's gleich
thun, eine Zeile nach Kopenhagen, König von Dänemark; wenn
später, nach Wien, da mir von dort von Zeit zu Zeit
nachgeschickt wird, und unser Reiseplan doch nicht si-
cher genug ist, um Ihnen von hier aus eine Adresse an-
zugeben.
Wir grüssen Sie herzlich.