B16: Brahm, Otto 2 Arthur Schnitzler an Brahm, Abschrift (Fortsetzung) , Seite 66

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.4.
Wien, 23.2.1911.
Lieber Freund, Bahr hat mir das Tänzchen geschickt.
.
finde es zum Theil ganz charmant, und Ihre neulich an-
gedeutete Idee, das Stück (das Sie wohl zu den herr-
lichsten Strichen Ihres Lebens begeistern wird) mit
der Mizzi an einem (und vielen drauf folgenden)
Abenden zu geben, ist mir sympathisch. In der Stimmung
passen die Sachen wohl zusammen, ein sanfter Hauch von
Anarchie wird das Haus durchziehn. - Wir sind noch
in Wien, Olga soll erst in ein paar Tagen aufstehn, es
geht ihr viel besser. Ich freue mich an Ihrem schönen
Kleist.
Vom Herzen
A.S.
G.C.F.P
P.S.
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Kurhaus Semmering, 4.10.1911.
Lieber Freund, ja denken Sie, da sind wir nun gelandet.
Meine Frau ist seit 8 Tagen hier, ich seit Sonntag, und
bleibe wohl bis zum nächsten, und Olga kommt, wenn es so
gut weitergeht wie bisher, zur Generalprobe des W.L.
hinein. Die ersten Tage befand sie sich hier gar nicht
wohl, seit zwei Tagen aber hat eine rapide Besserung
eingesetzt. Das Wetter ist schön, etwas winterlich,
Die Anstalt wäre so übel nicht, nur der Portier ist von
seltener Talentlosigkeit. O heiliger Rosenwötler!
Thimig war am Sonntag hier, um ihn zu besichtigen.
Im Falle R. war der liebe Gott entschieden tüchtiger
als der Autor des W.L. Hingegen ist diesem der Hofrei-
ter besser gelungen als jenem (was Sie bestätigen wür-
den, wenn Sie das Urbild kennten).- Es betrübt mich,
dass Sauer wieder so krank ist, nicht nur um des Aigner
willen. Von der Triesch schreiben Sie kein Wort. Hm.
Nun wir werden ja sehen. Wann? Meine vorläufige Ab-
sicht: Ende Oktober Wien verlassen, 31.10. Vorlesung