B118: Zweig, Stefan, Seite 47

treibe, die Angst im Nacken, sie nicht voll
enden zu können, die Baugnis innen, ob nicht
meine Kraft durch die innere Gegenwehr wider
die Zeit nicht gebrochen sei. Sie mögen denken,
was mir es bedeutet, da wieder einen Abend
in der guten Atmosphare schaffender, aus eige¬
ne Werk gestellter Menschen zu vertringen, wie
viel nur wäre, wieder von ihrer gütigen
Eigenwart Freude haben zu dürfen!
Fürchten Sie nicht, dass ich zu trübe
Stimmung Ihnen bringe: im Eegenteil, ich
bin sehr durch Resignation gegen alles ir¬
gendwie gepanzer. Etwas Anderes hätte ich
Ihnen lieber mitgebracht, nämlich einen
Akt oder zwei am meiner grossen Arbeit
und Ihnen vorgelesen. Ich glaube nur zu
wissen, dass sie nicht gerne sich lesen lassen
andrerseits ist mein Stück eben noch
weit von der Vollendung und ich hätte es
gerne Ihnen näher gebracht. Es ist eigentlich
meine erste wirkliche Arbeit, die erste, die ich
innerlich ganz anerkenne, weil sie über das
Mars meines Willens so hinausgewachsen ist.
weil sie - wohl aussichtslos in jedem zweck.
Dienlichen Sinne — mir die ganzen innern
Probleme der Zeit und meines persönlichen
Erlebens erlösend aufgelöst hat. Es war in
den letzten acht Monaten die innerlichste
Zwiesprache die ich führen konnte, besser als
mit allen Meuschen.
Ich habe in diesen Zeilen gar
nicht Ihrer lieben frau gedacht und doch.
gehen auch meine Worte an sie. Es ist so
gut jetzt au wirkliche au menschliche Men¬
schen denken zu dürfen und ich tue es gern
nur oft, um mich über die andern zu
brösten. Wann immer sie mir es erlauben
wollen, homme ich zu thien. Meine herzlich
sten Früsse vor aus! Ihr getreuer Betau zwei