B118: Zweig, Stefan, Seite 61

weg
VIII. KOCHGASSE
Wien, 3. Dezember 14
Sehr verehrter lieber Herr Doktor
Ich danke Ihnen viele Malefür Ihren
lieben Brief und das schöne Dokument Ihrer gerechten
Gesinnung.Ich glaube, dass auch ein so gelegntliches
Wort nur durch den Geist und die Güte,die es bezeugt,
in diesen Tagen zum Monifest wird und zweifle nicht
dass es überall (ausser bei jenen Menschen, mit denen
eine innere Verständigung über alles für uns unmöglich
ist) die vorteilhafteste Wirkung im Gefolge haben
Ich habe es Romain Rolland gesandt und ihn gebeten, die
Uebersetzung ins Französische womöglich selbst vorzuneh-
men,damit auch nicht ein Wort in seiner Bedeutung oder
bloss in seinem Tonfall durch schlechte Nachbildung ver -
ändert werde.Ich bin sicher,dass er sich eine Freude
daraus machen wird, Ihnen und vor allem der uns gemein¬
samen Sache der gegenseitigen Aufklärung dienlich zu
sein.In wenigen Tagen werde ich mehr darüber wissen.
Eine Veröffentlichung in Nien wäre vie
leicht vorteilhafter, sobald der Abdruck in der Schwei zu
erfolgt ist und der Regierungsrat v. Winternitz würde
sicherlich gerne die offizielle Verlautbarung überneh¬
men. Seine Privatadresse ist VIII. Kochgasse 29. I
hoffe aber, ihn schon in diesen Tagen sprechen und mich
seiner zweifellosen Zustimmung versichern zu können
Ich wäre sehr glücklich,wenn ich Sie,
verehrter Herr Doktir bald sehen oder wenigstens Ihre
Stimme durch das Telephon hören dürfte Ich bin jetzt