B121: Fischer, Salomo_1916–1923 Arthur Schnitzler an SF Durchschläge, Seite 144

der Zeitpunkt nicht günstig gewesen wäre,
darüber sind wir wohl alle einig. Dass ein
günstigerer in ziemlich unverantwortlicher
Weise versäumt worden ist, aus dieser Meiner
Ansicht habe ich Reinhardt gegnüber kein Hehl
gemacht. Noch immer aber bin ich der Ueber-
zeugung, dass wenn irgend möglich die Urauf-
führung gerade des „Reigen" doch nur unter
Reinhardts Aegide stattfinden sollte. In den
Verträgen mit Hamburg und Frankfurt wurde doch
wohl - wie ich immer wieder betonte - die
Bedingungen festgesetzt, dass ganz unabhängig
von einer eventuellen Verschiebung oder viel-
mehr unbeschadet einer solchen die Aufführung
keineswegs vor Berlin stattfinden dürfe? Es
mussten also sowohl Ziegel wie Hellmer auf ei-
ne solche Eventualität gefasst sein. Ich wäre
natürlich ganz gern geneigt eine gleichzeiti-
ge Uraufführung zu gestatten,wenn sich derglei-
chen mit Sicherheit durchführen liesse. Aber
Sie kennen jaReinhardt so gut wie ich. Die
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Uraufführung mag für den soundsovielten fest-
stehen, Hamburg und Frankfurt rüsten sich für
dengleichen Tag, Reinhardt sagt am Vorabend
ab und die Aufführung an den anderen Bühnen
wäre dann doch nicht mehr aufzuhalten. Dies
ein zu argos pisiko. Ich will ehebaldigst
an Reinhardt schreiben und lasse die beiden
Direktoren mit Rücksicht auf die hier darge-
gelegten gründe ersuchen sich noch ein wenig
zu gedulden.
5. Für Ihre eingehenden Ausführungen
über Papiernot und sonstige Schwierigkeiten
bin ich Ihnen sehr dankbar. Muss ich auch
den Vorwurf der Ungeduld als den des Grundfah¬
lers meiner Natur in aller Ergebenheit hin -
nehmen, den der Skepsis lehne ich ab und ich
wünschte nur, dass Sie, lieber Freund, stets mit
der gleichen Bereitwilligkeit meine Erwägun-
gen zu würdigen geneigt wären als ich die
Ihren. Auch diesmal bin ich fern davon die un-