B121: Fischer, Salomo_1916–1923 Arthur Schnitzler an SF Durchschläge, Seite 171

rich durch seine früheren Beziehungen zu den
Provinztheatern und Agenturen der früheren
österreichisch-ungarischen Monarchie einen
schärferen Einblick in die dortigen Verhält-
nisse besitzt als er Ihnen und mir vegönnt
sein mag; und trotz mancherlei, wasdagegen
spricht, würde es sich vielleicht empfehlen
ihm für eine abgemessene Zeit die Vollmacht
für Jugoslawien zu erteilen. Doch möchte ich
es nicht tum, ohne sie vorher um Rat. gefragt
zu haben.
Ich lege ferner einen Brief von Fräu-
lein Nahuys bei. Ihr habe ich geschribben,
dass Ich mit den 150 holländischen Gulden
für „Doktor Graesler“ einverstanden wäre,
vorausgesetzt, dass diese Summe als sofort
zahlbarer Garantiebetrag auf die 10%ige Tan-
tieme jedes Exemplars verrechnet würde. Auch
habe ich darauf hingewiesen, dass die Bücher
in Holland bekanntlich in holländischen Gul¬
den gekauft werden, dass also kein Anlass be-
steht mich mit einer Umrechnung in Kronen zu
anderen Bedingungen bestimmen zu wollen.
Ich habe Frl. Nahuys sich mit Ihrem Auslands-
ersucht
in Verbindung zu setzen.
Das gleiche ersuchen habe ich an Herrn
Giordani. Präsidenten der Societa
Pao
Italiano del Teatro dramatico gerichtet, der
sich wegen des Vertriebs einiger meiner Werke
im Italien an Direktor Steininger gewendet
hatte. Ich glaube wohl, dass eine Verbindung
F.
mit dem präsidenten Giordani für uns vor¬
teilhafter wäre als die mit der von Ihnen
genannten Frau Margit Veszi, die Ihnen, wie
Sie selbst schreiben, gewisse drückende Neben-
bedingungen stellt. Herr Cuiti (Anatoli hat
nichts mehr von sich hören lassen. Im Uebrigen
nfr 20
betone ich nochmals, dass selbstverständlich
kein Abschluss ohne angemessene Garantieamme
erfolgen darf.
Herr Direktor Mark, Nürnberg, hat sich
tatsächlich bereits im Sommer wegen des „Rei
gen an mich gewendet und zwa, wenn ich nicht
irre, durch Herrn Radpl Eger. Ich habe nichts
dagegen, dass Sie zu den üblichen Kautelen mit
ihm abschliessen. Sollte man statt Kaution
nicht aagen Tantiemenvorschuss? Uebrigens
kümmert sich hier zu Lande niemand um die lä¬
cherliche Bestimmung des Tarifvertrages, nahh
dem die Garantiesumme abgeschafft werden
sollte. Eine solche Garantiesumme war ja am
Ende die einzige Sicherstellung,die man gegen
über leichtfertiger Einstudierung, vorzeitigem
Absetzen eines erfolgreichen Stückes und
Säumigkeit im Bezahlen.zu fordern in der Lage
war.
Die so lang hinausgeschobene Urauffüh-
rung des „Reigen“ soll nun tatsachlich vor
Weihnachten stattfinden. Das Buch selbst ist
angeblih noch immer beschlagnahmt, doch höre
ich, dass man es anstandslos überall zu kaufen
bekommt, auch in Berlin. Es wäre mir sehr wert-
voll, wenn sie sich darüber ein bischen infor-
mieren könnten. Es läuft auch ein Prozess
wegen Aufhebung der Beschlagnahmung, der immer
wieder vertagt wird. Gern möchte ich auch wie
sen, zu welchem Preis der „Reigen“ in Berli¬
ner Buchhandlungen verkauft wird. Hier ist
die Aufführung des „Reigen" vorläufig von
der Zensur verboten. An der baldige Aufhebung
dieses Verbotes ist kaum zu zweifeln.
Um Rücksendung der beigeschlossenen
Briefe wird gebeten.
Mit herzlichem Gruss
Ihr