B121: Fischer, Salomo_Arthur Schnitzler an SF (Maril) 1927–1931, Seite 179

Berlin
S. Fischer
2.6.1931.
Lieber Herr Doktor Sermann.
Eine Aufführung der "Schwestern" in
Berlin wäre mir freilich sehr erwünscht. Eine Ver-
bindung mit Direktor Barnowsky nach den Erfahrungen
der letzten Jahre begreiflicherweise nicht ebenso
sehr. Keinesfalls dürfte man einen Vertrag ohne
künstlerische und finanzielle Gewähr abschliessen.
Mit Forster und Götz allein ist es ja nicht getan.
Der Santis und der Andrea und die drei Frauen sind
recht wichtig. Das Stück ist im übrigen abendfüllend
und man müsste keineswegs einen Einakter dazu geben.
Wenn aber einer dazu xxxx gespielt werden soll.-
was freilich seinen Vorteil hätre - dürfte es ab-
solut nur einer von mir sein. Als vor drei Jahren
ungefähr neben anderen Stücken auch eine Aufrührung
der "Schwestern zwischen Barnowsky und mir bespro-
chen wurde, dachten wir ein wenig an den "Tapferen"
Cassian“. Elisabeth Bergner wohnte damals dieser
Unterhaltung bei, sie behauptete, dass sie gern den
Martin (nicht die Sophie) spielen möchte. Diese
Kombination kommt ja heute kaum mehr in Betracht.
Auch an einen "Anatol"-Eenakter oder an die "Litera-
tur“ ist nicht zu denken. Nicht uninteressant, eine
dankbare, wenn auch etwas schwierige Regieaufgabe
wäre vielleicht "Der grosse Wurstl“, der meines Wis-
sens niemals in Berlin gespielt worden ist.
In Wien wurden die „Schwestern“ nur bei der
Première ohne Pause - freilich mit zweimaligem Fal-
len des Vorhange - durchgespielt; bei den späteren
Aufführungen gab es einen Zwischenakt, ich weiss in
diesem Augenblick nicht mehr an welcher Stelle. Aus-
ser in Wien, im Burgtheater und im Schönbrunner Schloss
theater (oca 25 Mal) wurde das Stück wie ich glaube
nur in Königsberg gegeben, wo es von der Kritik sehr
gut behandelt wurde. In Berlin wurdenseinerzeit die
Proben abgebrochen; mein Stück war nicht Schuld