B121: Fischer, Salomo_SF an Arthur Schnitzler 1888-1914 Originale, Seite 491

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S. Fischer, Verlag, Berlin W., Buſowstraße 90
den 23. Mai 1911
Herrn Dr. Arthur Schnitzler
Wien XVIII
Lieber Herr Doktor,
Herr Dr. Julius Kapp hat mir jetzt das Manuskript seines Buches,
das er über Sie geschrieben, vorgelegt. Ich nehme an, dass Sie von
dieser Arbeit unterrichtet sind, denn in dem Manuskript ist eine ganze
Menge Material drin, das er vielleicht nur mit Ihrer Hilfe bekommen
hat. Wie dem auch sei: das was wir suchen, erfüllt dieses Buch nicht
Das Interessanteste in der Arbeit stammt von Ihnen: zahlreiche Zitate
aus Ihren Werken, geschickt eingeflochten in der Inhaltsangabe Ihrer
Werke. Der Inhalt ist zum Teil gut wiedergegeben, das ist der Vorzug
der Arbeit. Aber die ästhetische und kritische Wertung ist nicht von
hohem Rang. Ich kenne viele Journalisten, die das viel besser machen
würden, z. B. Fred. Also das Buch, das ich suche, ist es nicht.
Ich könnte mir denken, dass dieses Buch in einem andern Verlag
zur Not ganz gute Figur macht. Wenn wir es herausgeben, so bekommt es
einen offiziellen Stempel, den wir ihm nicht geben dürfen.
Im Manuskript sind übrigens einige Ihrer in Buchform unveröffent-
licht gebliebenen Arbeiten wörtlich abgedruckt: "Mein Freund Xpsilon",
"Amerika", "Der Andere" (aus dem "Tagebuch eines Hinterbliebenen").
Haben Sie die Absicht, Herrn Kapp das eventl. zu gestatten?
Wenn Sie das Manuskript lesen wollen, will ich Herrn Kapp anfra-
gen, ob er mir erlaubt, Ihnen Einsichtnahme in die Arbeit zu geben.
Mit herzlichen Grüssen
S. Fischer