B121: Fischer, Salomo_SF an Arthur Schnitzler 1888-1914 Originale, Seite 496

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S. Fischer, Verlag, Berlin,
Speidel entschliessen könnte, den "Medardus" in Wien anzusehen, wäre
schon sehr viel gewonnen. Könnte Ihr Herr Schwager da etwas tun?
Wenn Sie ein persönliches Interesse daran hätten, einen jungen
Verleger mit einem Buch zu unterstützen, so würde das bis zu einem ge-
wissen Grade auf Kosten Ihrer eigenen Interessen geschehen. Denn ich
darf, ohne unbescheiden zu sein, sagen, dass mein Verlag ganz andere
Verbindungen und Vertriebsmöglichkeiten in Händen hat wie ein junger
Verlag, und das hat immerhin einigen Einfluss auf die Verbreitungsmög-
lichkeit eines Buches. Es würde auch die Uebersichtlichkeit Ihrer Ge-
samtproduktion erschweren, wenn nun plötzlich ein Buch von Ihnen an
anderer Stelle herauskäme; ganz abgesehen davon, dass sich ja auch
Schwierigkeiten ergeben für den Fall, einer Gesamtausgabe.
Nach meiner Meinung baut sich ein Verlag nicht dadurch auf,
dass er bekannte Autoren an sich zu ziehen sucht. Er muss vielmehr den-
selben Weg gehen, den jeder ernst geleitete Verlag geht; er muss sich
sein Terrain selbst erobern und selbst junge Talente zu kultivieren
und ideell und materiell zu stützen suchen, sonst läuft der ganze Ver-
lag am Ende nur auf einen Autorenfang hinaus.
Anton Lindner hat mir auf meine Anfrage nicht geantwortet. Es
bleibt, soweit ich sehe, nur Handl oder Fred übrig. Meinen Sie nicht,
dass ich von einem der beiden ein kleines Buch schreiben lassen soll?
Mit schönsten Pfingstgrüssen
Ihr
S.fischer.