B121: Fischer, Salomo_SF an Arthur Schnitzler 1930–1931 Originale, Seite 104

G.F.P.
1014
Renty
Abschrift
Berlin, den 28.Februar 1931
An den S.Fischer Verlag
zu Händen des Herrn Dr.Maril
Berlin W 57
Bülowstr. 90
Sehr geehrter Herr Doktor,
ich empfing Ihr freundliches Schreiben vom 21.
Mts., das den Hinweis auf den erfolg des „Gang zum Weiher“ von
Arthur Schnitzler enthält. Ich kenne und liebe das Stück seit
langem, doch ist Ihr Vorschlag aus einfachen wirtschaftlichen
Erwägungen vorläufig leider nicht ausführbar, denn dieses Stück
erfordert eine so hervorragende Besetzung und kann in seinen
verborgensten Reizen nur von Schauspielern allerersten Ranges
dem Publikus nahegebracht werden. Diese Gagen sind in den
Kenmerspielen unter den heutigen Verhältnissen einfach nicht
herauszuwirtschaften und es würde, noch ehe der Vorhang über
diesem stück aufgeht, unter allen Umständen mit einem Defizit
zu rechnen sein. Es sind 5 - 6 allererste Schauspieler not-
wendig:Sie wissen, was diese Künstler heute an Honoraren zu be-
ziehen gewohnt sind, wissen auch aus Ihrer verlegerischen Er-
fahrung, was in den Kammerspielen eingeht: also machen Sie sich
selbst ein Bild über die wirtschaftlichen Aussichten eines solchen
Unternehmens, zu dem ich mich je eher je lieber bereit finden
möchte, wenn einige Aussicht bestünde, ohne Verluste durch-
zukommen. Es ist in kurzer Zeit nicht das erste mal, dass die
kategorischen, keinen Widerspruch duldenden wirtschaftlichen Er-
wägungen die Ausführung eines schönen Planes vorläufig verbieten.
Indem ich Ihnen für Ihre Anregung sehr danke
bin ich
mit besten Grüssen
Ihr
gez. Max Reinhardt