1929
106
über die literarischen und Moralbegriffe der Grä-
G.C.H.F.F:P.S.
fin, die es nicht eben nötig habe sich sittlich zu
entrüsten. Sie hatte offenbar die eigenen Jugend
erlebnisse vergessen und einige aus späterer Zeit
gleichfalls. Im übrigen sei an der
üblen Stimmung der Gräfin vor allem ein Neuen-
gagement schuld - die erste Tat des neuen Direk-
tors - Fräulein Roveda vom Residenztheater,je-
denfalls eine gefährliche Rivalin der Gräfin
in jeder Beziehung und um zwanzig Jahre jünger.
u k
Ganz beiläufig erwähnte er, dass sie früher dem
neuen Direktor sehr nahe gestanden sei und jetzt
mit Dilenz in mehr oder minder zarten Beziehun-
gen stehe (wie er sich ausdrückte.
Rudolf vermied es die Schwester anzusehen;
Kurtz mit denken
er wusste ohnedies, dass sie blass geworden war
und fragte sich, warum der Vater nicht darauf ver¬
zichtet hatte auch dieses Gerüchts - ob wahr
oder unwahr - am Familientische Erwähnung zu
tun. Indess war es durchaus möglich, dass er in
106
über die literarischen und Moralbegriffe der Grä-
G.C.H.F.F:P.S.
fin, die es nicht eben nötig habe sich sittlich zu
entrüsten. Sie hatte offenbar die eigenen Jugend
erlebnisse vergessen und einige aus späterer Zeit
gleichfalls. Im übrigen sei an der
üblen Stimmung der Gräfin vor allem ein Neuen-
gagement schuld - die erste Tat des neuen Direk-
tors - Fräulein Roveda vom Residenztheater,je-
denfalls eine gefährliche Rivalin der Gräfin
in jeder Beziehung und um zwanzig Jahre jünger.
u k
Ganz beiläufig erwähnte er, dass sie früher dem
neuen Direktor sehr nahe gestanden sei und jetzt
mit Dilenz in mehr oder minder zarten Beziehun-
gen stehe (wie er sich ausdrückte.
Rudolf vermied es die Schwester anzusehen;
Kurtz mit denken
er wusste ohnedies, dass sie blass geworden war
und fragte sich, warum der Vater nicht darauf ver¬
zichtet hatte auch dieses Gerüchts - ob wahr
oder unwahr - am Familientische Erwähnung zu
tun. Indess war es durchaus möglich, dass er in