A62: Medizinische Schriften, Seite 22

Med. Krit
Londoner Briefe
(Original-Korrespondenz der „Int.kl.Rundsch.“).
Die Spitäler in London werden fast
insgesammt durch freiwillige Beiträge erhalten;
und übermanchem Krankenhaus-Rore, zugle ich ein
Dank und eine Mahnung, kann man die Worte lesen:
Supported by voluntuary contributions. Die An-
sprüche, die auf solche Weise an die Privatwohl-
tätigkeit gestellt werden, sind aus serordentlich;
und ge wi ss, kei ne andere Stadt als London wäre
imstande,sle zu erfüllen. Nirgends auch in der
Weltsieht sich der grösste Reichtum dem offenbar-
sten Elend Auge in Auge so krass gegenüberge-
stellt, wie in London. Nirgends fühlt der Begüter-
te so sehr seine Verpflichtung gegenüber dem Ar-
men und Verzweifelten;nirgends wird er so zwin-
gend und unwidersprechlich an seine Schuld ge-
mahnt.Das Emstend gilt im Allgemeinen als das
Armenviertel der Fünf-Millionenstadt; Aber auch im
Westend kann es begegnen, dass man eben noch
durch eine Strasse gewandelt, deren Ansehen von xxx
Wohlstande Ihrer Bewohner widerstrahlt, und
plötzlich,in einen Seitenweg einlenkend, zwi schen
den ärmlichsten Häusern,glaubt man,es hätte sich
hier ei ne Kolonie von Parias aangesiedelt.
Wenn man zur Mittagszeit durch den
St.James-Park spaziert, der zwis chen Piccadilly
und Westminster gelegen, einen der vornehmsten
Gärten der Residenz vorstellen sollte, sieht man
auf den Wiesen hingstreckt eine ganze Menge der
abenteuerlichsten Gestalten sich sonnen, zerlumpte,
arbei tslose,hungernde,ausgestossene Leute.Auch
in einzelnen Partien des Hyde-Parka,des Green-
Pparks,des Regent-Parka bietet sich ein ähnliches
Schauspiel.Es ist, wie wenn das unglückliche Lon-
don überallhin seine Posten ausschickte,einzelne
oder in Truppen,in alle Strassen,alle Gärten,um
sich den Glücklichen in den Weg zu stellen, und
ihnen zuzurufen: „Seht, hier sind wir, mitten unter