A68: Aegidius, Seite 213

Und lustig brennt es fort. Wie kames nur?
Has ich ein Weib gesehn, das in der Brust des Monches
Jus Leben diese Plammen rief? Ein Weib
Nein, nein — es kam allein — Ein dämon lag
de dieser heilgen Zelle Raum verborgen
Und schlief – Und plötzlich macht er auf.. Wahrhaftig
Vernehmbar war sein Gruß. Doch seine Worte
Sind nicht gar mannigfaltig, stets dasselbe
Noch nichts genossen! - Mitleidswürdiger Mönch!
Und ewig so? O mitleidwürdiger Mönch!
Da draußen um die Mauern dieses Klosters
Rauscht wechselvoll die Welt. Du kennst sie nicht.
Oh sie ist schön! Weit schöner als sie dir
Die kühesten deiner Träume-scheinbarweit
die Wahrheit überfliegend – vorgemalt.
Du traumtest lang nicht schön genug heraus, hinaus!
Dein Leben jetzt gleich dumpfer Sommerschwele
Erfrischen wird des Lebens Wellentreiben
Das malte Herz, O Dämon! Dänion! dauern!
Noch nichts genossen! Fünf und zwanzig Jahre!
Rasch schwinden sie die kurzen Menschentage
Und - du bist Jungling!
Der kurze Schlummer einer Nacht - zum Marme ward
der Jügling – wieder eine Zeit - da sind
die Haare grau — und wieder eine Zeit¬
da sind sie weiss, der Körper müd’, die Seele
dahin und schlaff — das ganze Weiterleben
Ein Todeswarten. Auf das Fenster! Luft!
Ah -! - Diese Luft kömmt aus der Welt. Sie weht
Rings in der Menschen flutendes Bewegung
Und hat gesehn, wie Sterbliche genießen.
Mit ihr dringt Menschenleben in mein Herz
Und Weltlust, Sehnsucht, - Unbefriedigung -
Zu viel, zuviel. - es will mein Herz zersprengen.
Da liegt der Klosterhof! Dort drüben brennt
An manchem Fenster Licht. — Mer grübelt dort
Beim matten Schein? Es ist Bruder Augustin.
Wie still er rüht. Er blickt ins Buch und lernt.
Was lernst du, armer thoe!- Vergangnes? Ha¬
Was nützt es dich! Wirfs weg - auch in die Ecke,
daß aus den Blättern grauer Staubfliegt. Doch
Er lernt und grübelt weiter über altem,
Annützen, unfruchtbarem Moder¬ Oh¬
dieser
Ein Zug von gegenwärtigen Luft
Wiegt eine ganze Weltgeschichte auf
Von hingegangner Zeit!