A68: Aegidius, Seite 222

Ich sahns wohl und Stolz erfasste auf.
Ich fühlte, daß ich über alle herrschte,
Ich fühlte mich als Königin. Als sich
Mein Busen schneller athmend sob und siekte,
Und das Gewand, sich lüstere um ihn schwiegend
Als wäres selbst in ihn verliebt, jedoch der
Bewegung folgte, jeder unbewußten,
Die dem Begehren doch so bald bewußt ward,
Da sah ich sah gar wohl, die stolzen Männer,
die stolzen, die im Treiben unserer Welt
Die ersten sind — da sah ich sie vergehen
In eines Weibs Betrachtung
Und ich weiß
Hatt ich zu einem dieser Herrscher da
Mit sustem Flüsterwort gesagt. O kom
Und küsse mich — mein klag wär er geworden
Mein Unterthan durch meiner Lippen Kuß
Erwärs geworden. Ist es nicht ein jeder
der mich gesehn? Da stande sie – die einen
Mit blossem Antlich - liebesgramer füllt;
di andere hochgerötet Stirn und Wangen
Von der Regierde angefachtem Feuer¬
Ein jeder mein - und ohne daß ich darum
Wie sonst die Weiber - sein mich nennen mußte,
Es ist nicht lang; vielleicht drei Monde erst,
Da war ich einem Manne selbst zu eigen;
Und mancher andere hab ich auch geliebt
Und ward am End des Lebens und Genießers
Recht überdrüssig, und jemmehr die Sehnsucht
Geliebt zu werden, nur im Herzen flammte,
Teweniger empfand ich selbst die liebe¬
Die Stellung jener Sehnsucht war mir alles,
In ihr fand ich Genuss und stetes Leben,
Und doch befriedigung zugleich und Frieden¬
Bald reizissie, die mir zu Fusten liegen,
Bald wenn ich kalt mein Angesicht von ihnen,
Und sichte Hoffnung, namenlosen Schmerz,
Ich biet ihn wechselnd denen, die mich lieben.
Und dieses Spiel mit den verliebten Männern,
Nun währt es Monde lang. Mich dunkt, sie werden
Espäter und als ich, dies doch begonnen
Ermatten fühl ich mich. Alltäglichkeit
Und Langeweile nahm sich von neuem