A68: Aegidius, Seite 243

Erstes-Genie.
da glaubst du nun, daß dich das Singen
Von Kirchenliedern wird kuriren?
Zweites G. Mein Freund, ich will mich amisirin
In einer Kirche geht der auch.
Erstes G. (lächelnd) Bei andere ist das nicht der Brauch,
Aus aber ist es wohl gestattet;-
Doch du bist blas, so viel ich sehe.
Zweites G. Ja wohl; ich fühle mich ermattet.
Komm mit mir in des kltars Stähe.
Erstes G. Hier setzen wir uns auf die Bank,
Zweites G. Ach wär ich doch nicht seelenkrank!
Erstes G. Er ist des Zufalls seltsam Spielen
daß unsre Lose also fielen.
etu, der mit Wein, Gesang und Lieb¬
Sich Nächt und Tage sels vertrieb,
Bist etwas düsterer gewesen
Als ich, der mit vernünftigem Lesen,
Mit allerhand Philosophien,
Mit Bücherforschen und Studiren
Mein halbes Leben hab' verbracht;
Bin immer fröhlich aufgewacht.
Zweites Genie
Man that mir in den letzten Tagen
Zu wiederholten Malen sagen,
daß du in Kirch und Gotteshaus
Seit Wachen viel gehst ein und aus.
Wie wäre deine Fröhlichkeit
Verstellung nur in letzter Zeit? -
Du seufzust auf? O sprich doch! Wann
Hast deine Ruhe du verloren?
Erstes G. (selbungswoll.) Es wird ein jeder große Mann
Mit einem großen Schmerz geboren.
An meiner Weise ward es mir¬
Und X elend fühl’ ich mich gleich dir.
Zweites G. Woher es wohl den Anfang nahm
Dies einge sich zerrissen fühlen!
Erstes G. Ja, wußte man, woher es kam
Dann wäre auch der Gram zu kühlen.
Zweites G. Rats mußt ich dich, mein Freund, beneiden,
Was könnte wir die Lebenslust
Mik einem Male so verleiden?
Innitten staubgen Bücherwust
Hast du dich selber stets vergessen,