A68: Aegidius, Seite 245

Erstes Genie.
Ich will der Menschengeist verlachen,
Und mich darüber lustig machen,
Wie man schon hier auf dieser Erde
Zukünftger Zeit entgegenlebt,
Und doch in Ungewisheit schwebt,
Ob man dort oben selig werde.
Was weiß der gute Prediger nicht
Auf seiner Kanzel zu erzählen:
Von Edelhandeln, um vom Fehlen,
sind
Von Christenplicht und Christenpflicht,
Von der Bestrafung jeder Sünde,
Von guten Thaten, ein gem Lohn,
Vielles einstmals Zusinnung finde
Dass man bei Gottesbrant und Sohn
Um seine Seligkeit muß fleher¬
Das schwört er alles hoch und theuer
Als hätt'er Höll und Hegefeuer,
chen Himmel selber schon gesehn.
Ich hörte eine Predigt halten
Acht Tage sind es eben heut
Von Gottes wundersamen Walten,
Von himmlischer Bärmherzigkeit.
förmlich
das war die dann ein angesßungen
Man Gott, Gottsohn und heilgem Geist,
Er thät die drei zusammenbringen,
Mußt’ selber nicht wie jede heißt,
Bald hatt der Geist sein Wort genommen,
Und bald Gott Vater, bald Gottsohn.
Und als der Prediger zum Schluß gekommen
Sprach er im salbungsvollen Ton:
Gott ist barmherzig; müßt ihn lieben,
Er liebt ja auch auch, das ist sehr klar¬
Denn so ists in der Schrift geschrieben
Und was die Schrift sagt, das ist wahr.
Ich aber thät in Wuth enttrennen;
Ö warum rief ich ihm nicht zu:
du, du die Wahrheit so erkennen?
Die Bibel weiß nicht mehr als du.
Aus leuchtet in den alten Worten
Der Poesie stets neue Gluth
Es strömt in ihnen allerorten,
der Phantasie hellpohlen fluth.
Die Wahrheit liegt in jenen Dingen,
die man an jedem Tag erlebt,
Wahr ist des blutgen Kriegs Gelingen,