A85: Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 89

Lulu. Es ist niemand zu Hause als die Wama und die
Franzi; und die Tante Emma und die Agnes sind natürlich da.
Gustav. Und die Bibers?
Lulu. Die Bibermädeln mit der Alten sind schon fort-
gegangen. Die waren auch da und haben sich die Menschen
angeschaut, die vom Rennen zurückkommen.
Gustav. So ein Mensch bin ich auch.
Lulu. Wie ist's Dir denn heut gegangen? Haft Du
viel gewonnen?
Gustav. Möchtest mich anpumpen, was? -Umsonst! Na,
Servus! Empfiehl mich den Damen, und den Hugo laß' ich grüßen.
Lulu. Kann ich ihm nichts ausrichten? Soll er irgend
wohin kommen? Mir kannst Du's schon sagen. Wir sind
sehr intim, der Hugo und ich,
2. Auftritt.
Frau Betty Losatti (von links). Gustav. Lulu.
Gustav. Küß' die Hand, gnädige Frau.
Betty. Ah, Sie sind's, Gustav? Geh', Lulu, warum
führst Du den Herrn Brander nicht weiter?
Lulu. Der Herr Brander hat nicht wollen.
Nein, gnädige
Gustav (lächelnd). Du bist ein
ich will wirklich nicht stören, ich hätte nur dem
Frau,
Hugo ein Wort zu sagen.
Betty. Der Hugo ist in den Prater geritten — aber
ich glaube, er muß bald wieder da sein. Wollen Sie nicht
vielleicht so lange warten?
Gustav. Ich bedauere wirklich sehr, gnädige Frau.
Der Misotzki wartet im Wagen unten auf mich... und.
Betty. Kann ich ihm vielleicht 'was ausrichten, dem Hugo?
Lulu. Haha!
Betty. Was lachst Du denn?
Gustav. Ein so blöder Jüngling, ist mir noch nie vor-
gekommen.
Betty. Nicht wahr, Herr Brander?
Gustav. Also... ganz einfach, wir haben nämlich
den Hugo abholen wollen... es ist wegen eines kleinen
Festes, das der Misotzki heute Abend giebt, weil seine geliebte
„lessica" ihren ersten Preis gewonnen hat.
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Betty. Endlich!
Sehr richtig, gnädige Frau,
Gustav (lachend).
- ein schäbiges Verkaufsrennen — unter uns
endlich!
Aber es ist immerhin ein Anfang.
Lulu. Wie viel ist denn gezahlt worden?
Gustav. Aber, Lulu, Du bist ja ein ganz gewöhnlicher
Geldmensch!
Lulu. Mit sechzig Kreuzern in der Woche.
Gustav. Also, gnädige Frau, wenn Sie so freundlich
sein wollen — der Hugo möchte in die „Ungarische Krone“
kommen. Es wär mir sehr lieb, wenn er heute bestimmt
käme; morgen fahr’ ich fort, und da möcht' ich ihn gern
noch sehen.
Betty. Bleiben Sie lange weg?
Gustav. Oh nein, gnädige Frau, in zehn Tagen muß
ich wieder da sein. Ich fahr' nur nach Hause, weil die
Mama ein bischen leidend ist.
Betty. Doch nichts Ernstes, will ich hoffen!
:. Es schadet auch nichts, wenn
Gustav. Oh nein
der Hugo erst um zwölf kommt — er trifft uns noch.
Betty. Er kann ja auch früher kommen - zu Hause
soupirt er ja doch nicht.
Lulu. Der hat's gut!
Gustav. Also, küss die Hand, gnädige Frau, bitte,
empfehlen Sie mich den Damen. (Zu Lulu.) Adien — na,
giebst Du mir nicht die Hand?
Lulu. Ich bin beleidigt... „Blöder Jüngling" hast Du
gesagt! — Das mußt Du zurücknehmen.
Gustav. Also, weißt was, den Jüngling werd' ich
zurücknehmen! Servus! Küss' die Hand, gnädige Frau (ab).
3. Auftritt.
Betty. Lulu. Frau Emma Winter.
Betty (lächelnd). Wie Du Dich benimmst, Lulu!
Emma (tritt von links ein). Ich will mich nur ein paar
Minuten von dem Lärm erholen... Oder stört man?
Betty. Was fällt Dir denn ein! Entschuldige, daß
ich Dich allein gelassen; Brander war da.
As Manuscript gedruckt.