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Sie werden Franzi vor Vielem behüten müssen, wenn sie Sie
nicht lieben wird — nicht nur vor Toni's Gegenwart.
Ferdinand. Wenn Franzi bleibt, was sie war, wird
es nicht nothwendig sein.
Emma. Sie wissen doch gar nicht, von wo überall
diese Gefahren kommen können. Menschen wie Sie bemerken
sie vielleicht nicht einmal. Ich sage Ihnen aber:] ein Blick,
den sie einmal zu rechter Zeit über sich gleiten fühlt, — die
Schauer eines Frühlingstags können sie empfinden
lassen, daß es noch eine andere Seligkeit für sie giebt, als
Sie ihr bieten können — und — die Grenzen sind verwischt.
Ferdinand. Das sind Dinge, die vorübergehen.
Frühlingstage sind kurz, und Blicke sind rasch vergessen.
Aber Toni wäre immer da, und - Sie müssen es ja fühlen
wie ich — ihr Blick, ihre Rede, ihr Dasein allein strömt einen
Duft aus, der mich ängstigt.
15. Auftritt.
Ferdinand. Franziska (tritt ein).
Emma.
Guten Abend!
Franziska.
Guten Abend, Franziska!
Ferdinand
Emma. Wo hast Du Toni gelassen?
Franziska. Sie ist noch dort geblieben.
Wo geblieben?
Ferdinand.
Franziska. Ich war mit ihr in ihrer früheren Wohnung
(Bewegung Ferdinands.) Sie will Alles so weit ordnen, daß sie
nicht noch einmal dahin zurück muß.
Emma. Das begreif' ich.
Franziska. Wir haben Auftrag gegeben, Alles hierher
zu schicken. (Zu Beiden.) Ich bin zufrieden, daß ich mit ihr
dort war. Ich habe mir doch Alles ganz anders gedacht.
Wie glücklich müssen sie gewesen sein. — Mit welcher Zärtlich-
keit hat er sie umgeben! Man fühlt es so, wenn man dort
ist. Es ist noch Alles, wie es am letzten Tag gewesen ist.
An dem Abend hat er noch hinkommen wollen, und Alles
sieht aus, als wenn es nur auf ihn wartete. Auf dem Tisch
sind noch die Veilchen gestanden, die er ihr das letzte Mal
gebracht hat, wie er oben war. Die Toni ist mit mir zum
Fenster gegangen, und wir haben zusammen in den Hof
59 —
hinunter geschaut, wo der Franzl früher gespielt hat; da waren
kleine Kinder unten, und wie sie uns gesehen haben, haben
sie heraufgerufen und die Toni gefragt, wann der Franz
wieder spielen kommen wird... Sie hat so geweint..
(Große Pause.) Sind Papa und Wama nicht Hause?
Emma. Es ist Besuch bei ihnen, Professor Biber.
Franziska. Ah, sind die doch gekommen?
Ich kann leider nicht länger
Emma. Nur er.
warten — grüße sie schön von mir. - Leb' wohl! - Adieu,
Herr Doktor!
Franziska. Du willst schon gehn? — Grüße Agnes.
Toni hat mir erzählt, daß sie heute — (Im Abgehen die letzten
Worte. Ferdinand bleibt allein zurück.)
16. Auftritt.
Ferdinand. Franziska.
Franziska (wiederkehrend, will in das Zimmer rechts hinten).
Der Kleine ist bei Ihren Eltern, Fräulein
Ferdinand
So? Wollen wir nicht auch hinein? Es
Franzi.
Franziska.
scheint, Papa ist sehr stolz auf den Kleinen.
Franziska, ist es möglich! — Sie waren
Ferdinand.
in jener Wohnung — mit Toni!
Franziska. Nun ja! was befremdet Sie?
Ferdinand. Franziska, lassen Sie mich's als gute
Fügung nehmen, daß ich heute mit Ihnen in diesem Zimmer
sprechen darf, wo uns das Andenken Ihres theuren Bruders
umschwebt. Ich hätte Ihnen so viel zu sagen. Seit dem
unglückseligen Tage haben wir keine zehn Worte mit einander
gesprochen wie in früherer Zeit Und gerade an jenem
Abend
Franziska. Sie reden so seltsam.
Ferdinand. Sagen Sie mir vorerst das Eine: Hat
sich nichts in Ihnen gewehrt, als Sie über die Schwelle jener
Wohnung traten, aus der Sie eben kommen?
Franziska. Gewehrt? — Wie können Sie das glauben!
Ich hatte mich ja längst darnach gesehnt
Ferdinand. Das haben Sie nicht gethan, nein...
Als Manuscript gedruckt.
Sie werden Franzi vor Vielem behüten müssen, wenn sie Sie
nicht lieben wird — nicht nur vor Toni's Gegenwart.
Ferdinand. Wenn Franzi bleibt, was sie war, wird
es nicht nothwendig sein.
Emma. Sie wissen doch gar nicht, von wo überall
diese Gefahren kommen können. Menschen wie Sie bemerken
sie vielleicht nicht einmal. Ich sage Ihnen aber:] ein Blick,
den sie einmal zu rechter Zeit über sich gleiten fühlt, — die
Schauer eines Frühlingstags können sie empfinden
lassen, daß es noch eine andere Seligkeit für sie giebt, als
Sie ihr bieten können — und — die Grenzen sind verwischt.
Ferdinand. Das sind Dinge, die vorübergehen.
Frühlingstage sind kurz, und Blicke sind rasch vergessen.
Aber Toni wäre immer da, und - Sie müssen es ja fühlen
wie ich — ihr Blick, ihre Rede, ihr Dasein allein strömt einen
Duft aus, der mich ängstigt.
15. Auftritt.
Ferdinand. Franziska (tritt ein).
Emma.
Guten Abend!
Franziska.
Guten Abend, Franziska!
Ferdinand
Emma. Wo hast Du Toni gelassen?
Franziska. Sie ist noch dort geblieben.
Wo geblieben?
Ferdinand.
Franziska. Ich war mit ihr in ihrer früheren Wohnung
(Bewegung Ferdinands.) Sie will Alles so weit ordnen, daß sie
nicht noch einmal dahin zurück muß.
Emma. Das begreif' ich.
Franziska. Wir haben Auftrag gegeben, Alles hierher
zu schicken. (Zu Beiden.) Ich bin zufrieden, daß ich mit ihr
dort war. Ich habe mir doch Alles ganz anders gedacht.
Wie glücklich müssen sie gewesen sein. — Mit welcher Zärtlich-
keit hat er sie umgeben! Man fühlt es so, wenn man dort
ist. Es ist noch Alles, wie es am letzten Tag gewesen ist.
An dem Abend hat er noch hinkommen wollen, und Alles
sieht aus, als wenn es nur auf ihn wartete. Auf dem Tisch
sind noch die Veilchen gestanden, die er ihr das letzte Mal
gebracht hat, wie er oben war. Die Toni ist mit mir zum
Fenster gegangen, und wir haben zusammen in den Hof
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hinunter geschaut, wo der Franzl früher gespielt hat; da waren
kleine Kinder unten, und wie sie uns gesehen haben, haben
sie heraufgerufen und die Toni gefragt, wann der Franz
wieder spielen kommen wird... Sie hat so geweint..
(Große Pause.) Sind Papa und Wama nicht Hause?
Emma. Es ist Besuch bei ihnen, Professor Biber.
Franziska. Ah, sind die doch gekommen?
Ich kann leider nicht länger
Emma. Nur er.
warten — grüße sie schön von mir. - Leb' wohl! - Adieu,
Herr Doktor!
Franziska. Du willst schon gehn? — Grüße Agnes.
Toni hat mir erzählt, daß sie heute — (Im Abgehen die letzten
Worte. Ferdinand bleibt allein zurück.)
16. Auftritt.
Ferdinand. Franziska.
Franziska (wiederkehrend, will in das Zimmer rechts hinten).
Der Kleine ist bei Ihren Eltern, Fräulein
Ferdinand
So? Wollen wir nicht auch hinein? Es
Franzi.
Franziska.
scheint, Papa ist sehr stolz auf den Kleinen.
Franziska, ist es möglich! — Sie waren
Ferdinand.
in jener Wohnung — mit Toni!
Franziska. Nun ja! was befremdet Sie?
Ferdinand. Franziska, lassen Sie mich's als gute
Fügung nehmen, daß ich heute mit Ihnen in diesem Zimmer
sprechen darf, wo uns das Andenken Ihres theuren Bruders
umschwebt. Ich hätte Ihnen so viel zu sagen. Seit dem
unglückseligen Tage haben wir keine zehn Worte mit einander
gesprochen wie in früherer Zeit Und gerade an jenem
Abend
Franziska. Sie reden so seltsam.
Ferdinand. Sagen Sie mir vorerst das Eine: Hat
sich nichts in Ihnen gewehrt, als Sie über die Schwelle jener
Wohnung traten, aus der Sie eben kommen?
Franziska. Gewehrt? — Wie können Sie das glauben!
Ich hatte mich ja längst darnach gesehnt
Ferdinand. Das haben Sie nicht gethan, nein...
Als Manuscript gedruckt.