A98: Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 32

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Fürst. An die See. Und Ihr... habt ihr noch
nichts vor?
Graf. Ich hab' noch gar nicht d'rüber nachge¬
... das Jahr.
dacht
Fürst. Nun ja, Ihr habt es hier heraußen so
wunderschön... der Riesenpark. Aber irgend wohin
wirst du ja doch im Sommer reisen.
Graf. Ich weiß noch nicht. Ist ja alles egal.
Fürst. Was hast du denn?
Graf. Lieber alter Freund, bergab geht's.
Fürst. Wieso? Was sind das für komische Aus¬
Arpad? Was heißt das „bergab“?
drücke
Graf. Alt wird man, Egon.
Fürst. Ja. Aber man gewöhnt's.
Graf. Was hast du zu reden, du bist um fünf
Jahre jünger.
Fürst. Um sechs. Aber fünfundfünfzig, das ist
auch nicht mehr der Frühling des Lebens. Na — man
findet sich drein.
Graf. Du bist halt immer ein Psycholog gewesen,
alter Freund.
Fürst. Im übrigen, ich weiß wirklich nicht, was
du willst. Schaust famos aus. (Er setzt sich. Wieder Blick
hinauf, wie manchmal.) [Pause.]
Graf (mit einem Entschluß). Weißt also das
Neueste? Sie heirat'.
Fürst. Wer heiratet?
Graf. Was fragst du denn... kannst dir's ja
denken.
Fürst. Ach so, ich habe nämlich geglaubt, die Mizzi.
Na ja, es wär' doch.... Also die Lolo heiratet?
Graf. Ja, die Lolo.
Fürst. Aber das ist doch eigentlich nicht das „Neueste“.
Graf. Wieso?
Fürst. Das verspricht sie dir doch, oder droht sie
dtr, oder wie man sagen soll, seit mindestens drei Jahren.
Graf. Seit drei? Du kannst ruhig sagen seit zehn.
Oder seit achtzehn. Ja, wirklich. Ueberhaupt seit die Ge¬
schichte angefangen hat mit uns zwei. Es war doch immer
eine fixe Idee von ihr. Wenn ein honetter Mensch
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kommt, der um meine Hand anhalt', so geh ich stante
pede von der Bühne weg. Das war ihr zweites Wort.
Du hast's doch selber auch ein paarmal von ihr gehört.
Und jetzt ist er halt gekommen, der Erwartete... und
sie heirat'.
Fürst. Na, wenn er nur ein honetter Mensch ist.
Graf. Also Witze! Das ist deine Teilnahme in
einem so ernsten Augenblick?
Fürst. Na. (Legt die Hand auf seinen Arm.)
Graf. Ja, ich versicher dich, es ist ein ernster
Augenblick. Keine Kleinigkeit, wenn man so beinah
zwanzig Jahr mit einem Wesen quasi gelebt hat, die
besten Jahre mit ihr verbracht, wirklich Freud und Leid
geteilt mit ihr... man hat schon überhaupt nicht mehr
gedacht, es könnt' jemals aufhören... und da kommt
sie eines schönen Tags und sagt: „B'hüt di' Gott, mein
Lieber, nächstens ist Hochzeit.... Das ist schon eine
verfluchte G'schicht'. (Steht auf, geht hin und her.) Und
dabei kann ich ihr's nicht einmal übel nehmen. Weil ich's
nämlich so gut versteh. Was willst machen!
Fürst. Du warst immer ein viel zu guter Kerl,
Arpad.
Graf. Was ist da gut? Warum soll ich's nicht
verstehen? Achtunddreißig hat's bei ihr geschlagen. Und
ihrem Beruf hat sie Valet gesagt. Also daß es ihr keinen
Spaß macht, als pensionierte Ballettänzerin und als aktive
Maitresse vom Grafen Pazmandy weiter zu existieren, der
mit der Zeit natürlich auch ein alter Esel wird, das muß
ihr doch jeder nachfühlen. Ich war ja darauf vorbereitet.
Hab' ihr's gar nicht übel genommen, meiner Seel'.
Fürst. Da seid ihr also in ganz guter Freundschaft
geschieden?
Graf. Natürlich. Sogar ein ganz fideler Abschied
ist es gewesen. Meiner Seel. Ich hab's ja im Anfang
gar nicht gewußt, wie schwer's mir sein wird. Erst
allmählich bin ich zum Bewußtsein gekommen. Es ist
schon eine ganz merkwürdige G'schicht.
Fürst. Was ist denn d’ran so merkwürdig?
Graf. Also daß ich dir erzähl: Wie ich von ihr da
herausg’fahrn bin, zum letztenmal, in der vorigen Wochen