A100: Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 80

ist eingeschlummert.
Marie
(langsam zu ihm.)
Sie werden Sie jetzt nicht verlassen.
Der Arzt.
Nein, gewiß nicht. — Aber Sie, Herr Adjunkt, Sie
werden hier nicht bleiben können?
Der Adjunkt.
Wie?...
Der Arzt.
Sie müssen gehen — um der Mutter willen. Sie
redet harte Worte über Sie. Alte Frauen sind nun
einmal so — andere Menschen wohl auch.
Der Adjunkt.
Und diese war jung —
Und ich habe sie ein¬
mal geliebt. — Und das habe ich aus ihr gemacht!
Der Arzt.
Nicht Sie haben das aus ihr gemacht. Ist denn
ein Mensch je eines anderen Schicksal? Er ist immer
nur das Mittel, dessen sich das Schicksal bedient. Sie
waren zur Hand — das ist alles. — Nun gehen Sie.
Wandern Sie mir voraus. Ich folge Ihnen bald.
Der Adjunkt.
Leben Sie wohl. (Er geht langsam zu dem Fenster und
sicht ins Zimmer hinein) Dann wendet er sich zu Marie. Leben
Sie wohl, Marie. (Er reicht ihr die Hand.),
Marie
(nimmt sie zögernd.).
Der Adjunkt.
Auf Wiedersehn. (Ab.)
Dreizehnte Szene.
Der Arzt. Marie.
Marie
(schüttelt den Kopf.)
Der Arzt.
Warum sollten sie ihn nicht einmal wiedersehen,
Marie?... Wovor ihm hangte, das waren Ihre un¬
erfüllten Träume. Da nun alles durchlebt ist, hat es
seine Schauer abgetan.
Marie.
Was hilft's mir? — In meiner Seele beben sie.
fort... solang ich atme.
Der Arzt.
Sie sind jung.
Marie.
Uralt bin ich.
Der Arzt.
Sie sind vielleicht nur müde.
Marie.
Müde
Zum Sterben mit
Schicksal ist erfüllt.